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Blech mit dem Hammer

Esser wird Vierter - Tichon und Bekele verteidigen Titel

Helsinki (dpa). »Wunderwerfer« Iwan Tichon hat der Konkurrenz gezeigt, wo der Hammer hängt. Der Weißrusse verteidigte gestern den WM-Titel in einer Disziplin, die seit den Olympischen Spielen in Athen wieder in Verruf geraten war.

Beim leicht verregneten Showdown katapultierte der 28-Jährige das 7,26 Kilo schwere Gerät auf 83,89 Meter. Zufrieden konnte Markus Esser den Käfig verlassen: Der 25 Jahre alte Leverkusener freute sich über Blech-Platz vier, auch wenn er in dieser Saison schon weiter als 79,16 Meter geworfen hat, und nahm die Glückwünsche des Saarbrückers Holger Klose (11.) entgegen.
»Im Vorfeld hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich so weit vorn lande. Aber jetzt ist es ein bisschen schade, dass nur 19 Zentimeter zu einer Medaille gefehlt haben«, sagte Esser, der seiner Familie, seinem Trainer und der Bundeswehr für ihre Unterstützung dankte. Holger Klose war mit seinem Auftritt nicht zufrieden: »Ich bin ein bisschen enttäuscht und traurig, dass es nicht geklappt hat. Ich hatte Probleme mit den Griffen, die waren sehr eng«, sagte der 32-Jährige.
Erstmals seit 1997 in Athen, als der Leverkusener Heinz Weis den Titel holte, standen wieder zwei Deutsche im Finale. Esser hatte in diesem Jahr genau 80,00 Meter geworfen, doch so eine Weite war bei diesen Bedingungen nicht drin. Dennoch gilt der Harley-Fan und gelernte Erzieher als ein Hoffnungsträger für Peking 2008. Nach dem zweiten Durchgang hatte Esser mit 79,11 Meter sogar die Führung inne, fiel dann aber schnell zurück.
Selbst ein schwerer Schicksalsschlag hat den Äthiopier Kenenisa Bekele nicht aus der Erfolgsspur gedrängt. Der 23 Jahre alte Ausnahmeathlet verteidigte gestern seinen Titel über 10 000 Meter in 27:08,33 Minuten. Der Olympiasieger verwies seinen Landsmann Sileshi Sihine (27:08,87) und den Kenianer Moses Mosop (27:08,96) auf die Plätze zwei und drei. »Nach zwei Jahren wieder Weltmeister zu sein, ist herausragend«, freute sich Bekele.
Die Titelverteidigung über die Langstrecke gelang zuvor nur seinem Landsmann Haile Gebrselassie, der von 1993 bis 1999 vier Mal über diese Distanz triumphiert hatte und bei der WM-2003 von Bekele geschlagen worden war.
Trotz des relativ leichten Laufs zum Sieg verzichtet er auf einen Start über 5000 m. »Es ist besser für seinen Körper«, sagte Bekeles Manager Jos Hermens. Der äthiopische Verband hatte dagegen seinen Spitzenläufer zum Doppel-Start überreden wollen. »Der Verband wird es nicht mögen, aber er wird es respektieren«, so Hermens. Bekele wird morgen abreisen.
Dass er in Helsinki überhaupt wieder angetreten und auf Weltniveau gelaufen ist, ist nach der Tragödie um seine Freundin keine Selbstverständlichkeit. Bei einem gemeinsamen Waldlauf am 4. Januar brach seine fünf Jahre jüngere Verlobte Alem Techale zusammen. Auf dem Weg ins Krankenhaus starb die äthiopische Jugend-Weltmeisterin.
Die schnellste Frau der Welt ist Lauryn Williams. Die US-Amerikanerin lief im Regen exzellente 10,93 Sekunden.

Artikel vom 09.08.2005