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Streit um Zentrum
gegen Vertreibung

Merkel dafür - Schily dagegen

Berlin (dpa). Das vom Bund der Vertriebenen (BdV) in Berlin geplante »Zentrum gegen Vertreibungen« bleibt ein Zankapfel der deutschen und der internationalen Politik.Erika Steinbach: Berlin ist der richtige Platz.

Die Gegensätze zwischen Regierung und Opposition brachen am Samstag beim »Tag der Heimat« des BdV auf. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) sprach sich gegen das Projekt aus, Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel dafür. Das Vorhaben der deutschen Vertriebenen wird vor allem von Polen und Tschechen mit Misstrauen verfolgt. Ihr Verdacht: Die Geschichte solle »umgeschrieben werden«.
Schily lehnte eine »isolierte deutsche Veranstaltung« ab. Der Plan für ein »Zentrum gegen Vertreibungen« sei vom Grundsatz her unterstützenswert - wenn es als europäisches Projekt verwirklicht werde. CDU-Chefin Merkel und der als Festredner geladene Hochkommissar der Vereinten Nationen (UN) für Menschenrechte, José Ayala Lasso, unterstützten dagegen ausdrücklich das Vorhaben. Merkel sprach sich zudem dafür aus, einen nationalen Gedenktag für die Opfer der Vertreibung einzurichten.
Die BdV-Vorsitzende und CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach bekräftigte vor den 4000 Teilnehmern der Vertriebenen-Veranstaltung in Berlin ihre Absicht, das Zentrum in Berlin einzurichten. Dort solle das Schicksal der 15 Millionen deutschen Vertriebenen dargestellt werden - aber auch die Vertreibung anderer Völker. Alle Opfer von Genozid und Vertreibung brauchten »einen Platz im historischen Gedächtnis«. Einen solchen Platz solle es in Berlin geben.
Schily befürwortete das im Entstehen begriffene Europäische Netzwerk »Erinnerung und Solidarität« mit Sitz in Warschau. Nur als europäisches Objekt könne eine Erinnerungsstätte weitere Verwerfungen vermeiden.

Artikel vom 08.08.2005