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Ei, wie schmeckt der Coffee
- Siegeszug einer BohneÊ

Ausstellung zur Kaffeekultur im Bauernhaus Museum

Bielefeld (uj). »Ei, wie schmeckt der Coffee süße! Viel mehr als tausend Küsse!«, schwärmt Lieschen. Die Tochter des Herrn Schlendrian bringt den Papa mit ihrer Kaffeesucht schier auf die Palme (Johann Sebastian Bach: Kaffeekantate, 1734). Was sonst noch geschah, als die Kaffeebohne mit Beginn des 18. Jahrhunderts ihren Siegeszug durch Europa antrat, ist von Sonntag an, 7. August, in einer Wanderausstellung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe im Bauernhaus Museum zu sehen und zu erleben.

Nicht nur der Herr Schlendrian droht mit Hausarrest und verhängt ein Kaffeeverbot ob des ausufernden Kaffeekonsums seiner Tochter. Auch die Obrigkeit versucht mit solchem zu verhindern -Êsich selbst ausgenommen -, dass das Geld außer Landes fließt. Vergeblich. Der »Mohrentrank« ist nicht mehr aufzuhalten. Er verändert die Essgewohnheiten und löst einen Innovationsschub in den Werkstätten aus. So auch in Westfalen, wo von Mitte des 18. Jahrhunderts an alles hergestellt wird, was dem Kaffeegenuss dient: Kaffeeröster, Kaffeemühlen, Kaffeemaschinen, Filter und Geschirr.
Mit 150 Exponaten verfolgt die Ausstellung den Weg von der Kaffeebohne bis zum fertigen Heißgetränk. Dabei rückt sie die technischen Objekte der Kaffeekultur in den Mittelpunkt, denn in diesem Bereich hatte Westfalen sehr früh einiges zu bieten.
Entsprechend wird ein Besuch der Ausstellung zum Fest für Nostalgiker. Vom Trommelröster aus Schwarzblech über einen der ersten chromblinkenden Kaffee-Automaten für Gaststätten bis hin zur Filtertütenmaschine in den 70er Jahren. Allein das Aufgebot an Mühlen ist beachtlich: Großmutters Schoßmühle (nein, sie spielt nicht »Alles neu macht der Mai«), Wandmühlen, Mokkamühlen und erste elektrische Kaffeemühlen rufen den Duft frisch gemahlener Kaffeebohnen in Erinnerung.
Daneben widmet die Ausstellung dem Thema Ersatzkaffee ein breites Feld. So können Interessierte im museumspädagogischen Begleitprogramm mit Kaffee-Ersatzstoffen experimentieren und aus Zichorie und Gerstenmalz ihren eigenen Kaffee rösten. Anleitung gibt's von Museumspädagogin Lucie Deppe, die zudem zu berichten weiß, dass Kaffee noch vor Rohöl das meist gehandelte Gut der Welt ist.
Zur Attraktion gehört ein Seminar mit dem Kaffee-Experten Stefan E. Bös, der am 3. September verspricht, die teuersten Sorten der Welt zu verköstigen (Anmeldung unter Telefon 5 21 85 50).

Artikel vom 06.08.2005