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Commerzbank zahlt
Betriebsräten Bonus

Statt Gehaltskürzungen 9000 Euro mehr pro Jahr

Frankfurt/Main (dpa). Betriebsräte der Commerzbank haben von der Unternehmensleitung finanzielle Vorteile erhalten. Ein Banksprecher bestätigte gestern in Frankfurt einen Bericht des Nachrichtenmagazins »Spiegel«, demzufolge bis vor kurzem für Bonuszahlungen an die Belegschaftsvertreter Sonderregeln galten.
Im Plus: Betriebsräte der Commerzbank waren von Gehaltskürzungen ausgeschlossen. Foto: dpa

Die Betriebsräte waren von Kürzungen ausgenommen worden, die für die Mehrheit der Mitarbeiter insbesondere in den Krisenjahren 2001 und 2002 Einschnitte bedeutet hatten. Die Boni seien aber keineswegs »luxuriös« ausgefallen, wie das Nachrichtenmagazin geschrieben hatte, erklärte Banksprecher Peter Pietsch.
Laut »Spiegel« hatten die 32 außertariflich bezahlten Betriebsräte in den Jahren 2001 und 2002 im Schnitt 8400 Euro jährlich erhalten, zwei weitere Betriebsräte aus dem Bereich Investmentbanking hätten noch deutlich mehr kassiert.
Inzwischen lägen die Boni der Betriebsräte im Schnitt gar höher als 9000 Euro. Das normale Personal habe dagegen die Kostensenkungsprogramme zu spüren bekommen - laut Geschäftsbericht 2002 »im Einvernehmen mit dem Gesamtbetriebsrat und sozialverträglich«.
Pietsch begründete die Sonderregelung mit einer Änderung des Prämiensystems, das sich im Gegensatz zu früher stärker an Zielvereinbarungen orientiert habe. Mit freigestellten Betriebsräten habe man solche Vereinbarungen nicht treffen können. Der »Spiegel« beruft sich auf eine Protokollnotiz zur Betriebsvereinbarung vom Dezember 2000. Danach wurde bei Betriebsräten »der für das letzte Jahr gezahlte Bonus als Basis für den auszuzahlenden Bonus zu Grunde gelegt«. Der Bonus könne damit nur steigen oder gleich bleiben.
Die Betriebsvereinbarung »und somit auch die Protokollnotiz« sei mit Wirkung zum 31. Dezember 2004 gekündigt worden, sagte Commerzbank- Sprecher Ulrich Ramm dem Nachrichtenmagazin. Derzeit werde ein neues Bonusmodell verhandelt.
Die Commerzbank war zuletzt in die Schlagzeilen geraten, weil die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf internationale Geldwäsche gegen Bank-Mitarbeiter ermittelt. Darunter ist auch der inzwischen zurückgetretene ehemalige Commerzbank-Personalvorstand Andreas de Maizière.

Artikel vom 08.08.2005