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Buena Vista Social Club
verliert seinen Sänger

Ibrahim Ferrer starb kurz nach seiner Europatournee

Havanna (dpa). Der kubanische Sänger Ibrahim Ferrer ist tot. Das Mitglied des legendären Buena Vista Social Clubs starb im Alter von 78 Jahren in einem Krankenhaus in der kubanischen Hauptstadt Havanna, sagte gestern ein Freund des Sängers.
Im Juli war Ferrer noch beim Jazz-Festival in Montreux aufgetreten. Zusammen mit dem Gitarristen Compay Segundo und dem Pianisten Rubén González, mit Eliades Ochoa, Ry Cooder und Omara Portuondo erlangte die Band, die sich der traditionellen kubanischen Musik verschrieben hatte, in den 90er Jahren den internationalen Durchbruch. Dazu trug nicht zuletzt auch der preisgekrönte Dokumentarfilm »Buena Vista Social Club« bei, der von dem deutschen Regisseur Wim Wenders gedreht wurde. Mit Ferrer starb mittlerweile der dritte Musiker des populären Ensembles.
Ferrer wurde am 20. Februar 1927 in Santiago de Cuba geboren. Er beschäftigte sich schon sehr früh mit Musik, seine Karriere begann mit 14 Jahren. Nachdem es dann lange Zeit still um den Sänger gewesen war, brachte er in den 80er Jahren ein Album mit den Afro-Cuban All Stars heraus, bei denen auch sein Freund Rubén González mitspielte, der im Dezember vor zwei Jahren starb.
Company Segundo, der Jahre vor seiner »Club«-Zeit als Teil des Duos Los Compadres die kubanische Musikszene bereicherte, starb im Juli 2003 im Alter von 95 Jahren an den Folgen eines Nierenleidens.
Ferrer gehörte zu den Musikern, die Ry Cooder 1996 zum Buena Vista Social Club zusammenführte. Die Band brachte die so genannte Son-Musik, in der sich Salsa, Blues, Bolero sowie klassische kubanische Rhythmen wie Danzón, Guajira, Tumbao, Criolla mischten, zur Blüte. Weltweit fand die prickelnde Mixtur immer mehr Fans.
Nicht zuletzt gewann die Band wegen ihres hohen Durchschnittsalters - der Jüngste, Eliades Ochoa, wurde 1946 geboren - bei allen Altersgruppen große Sympathien. Ferrer war neben der Sängerin Omara Portuondo und Ochoa die tragende Stimme des Ensembles. Ihr Song »Chan Chan« ist nach Überzeugung von Musikkritikern mittlerweile ein Synonym für kubanische Musik geworden.
Nach dem Tod von Segundo und González war Ferrer immer häufiger solo aufgetreten, zuletzt am 10. Juli beim Jazz-Festival in Montreux. Dort wurde er von den Fans begeistert gefeiert. Erst vor wenigen Tagen war er von einer Europatournee in seine kubanische Heimat zurückgekehrt. Er soll sich in den vergangenen Tagen wegen eines Magen-Darm-Infekts ins Krankenhaus begeben haben.

Artikel vom 08.08.2005