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Sechs Millionen sind zuckerkrank

Kooperation zwischen Diabetologen und Gefäßspezialisten nötig

Bad Oeynhausen (dpa). Die Behandlungskosten der Zuckerkrankheit drohen dramatisch anzusteigen. Das befürchtet der Leiter der Abteilung Diabetes im Herz- und Diabetes-Zentrum NRW in Bad Oeynhausen, Diethelm Tschöpe.

Seit Jahren steige die Zahl der Erkrankten stetig an. Derzeit seien nach Schätzungen etwa sechs Millionen Bundesbürger zuckerkrank - bei hoher Dunkelziffer. Im Jahr 2010 seien zehn Millionen Kranke möglich, so der Mediziner. »Diabetes ist ein stiller Killer«, sagte Tschöpe. Die Krankheit werde oft nicht wahrgenommen, weil sie zunächst keine Schmerzen oder wenig Beeinträchtigung verursache. »Der Anlass für die Diagnose ist oft ein Herzinfarkt«, berichtete der Vorsitzende der Stiftung für herzkranke Diabetiker. »Das Problem wühlt in den Patienten viele, viele Jahre völlig unbemerkt«.
Leider sei es noch ein weiter Weg, bis die ärztliche Kooperation zwischen Diabetologen und Gefäßspezialisten wie in Bad Oeynhausen selbstverständlicher Versorgungsalltag sei.
Die Stoffwechselstörung ist unbehandelt mit einer ständigen Überzuckerung des Blutes sowie einer Verzuckerung der Körperzellen verbunden. Die Folgeschäden können Sehprobleme bis hin zu Blindheit oder eine Schädigung der Blutgefäße mit der Folge von Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall sein. Etwa 40 Prozent der über 55-Jährigen seien laut Schätzungen in unterschiedlichem Ausmaß erkrankt.
Der Leiter des Diabetes-Zentrums sagte, es seien dringend mehr Prävention sowie eine gemeinsame Strategie von medizinischen Fachgesellschaften und Krankenkassen nötig. Als vorbeugende Maßnahmen gegen die Zivilisationskrankheit nannte er generell mehr Bewegung und gesünderes, weniger fettes Essen. Allerdings sei Gesundheit ein sperriges Thema, bedauerte der Mediziner: »Es ist nicht schick, darüber zu reden.«

Artikel vom 08.08.2005