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Nuscheln als Markenzeichen

Grantler Hans Moser prägte das Urbild des »Weaners«

München/Wien (dpa). Seine Figuren waren nie eindeutig: Hans Moser konnte den missmutigen Typen - den »Grantler« - spielen wie den Weisen oder Narren, den Misanthropen oder Menschenfreund.
Hans Moser zog die Bühne der Bildhauerei vor. Foto: dpa

Der vielfältige österreichische Schauspieler wäre an diesem Samstag 125 Jahre alt geworden. In München ist ihm noch bis zum 9. September eine Ausstellung gewidmet. Wie bei Heinz Rühmann, Partner in vielen Filmen, waren auch Mosers Figuren offen für den Zuschauer - er war Volkskomiker, Menschendarsteller, Seelenschauspieler. Tatsächlich gilt Hans Moser noch heute als das Urbild des »echten Weaners«. Am 6. August 1880 als Sohn des Bildhauers Franz Julier in Wien geboren, sollte er ebenfalls Bildhauer oder Maler werden. Er entschied sich jedoch für die Bühne und nahm den Nachnamen seines Lehrers, des Hofschauspielers Josef Moser, an.
Schon mit 17 Jahren ging er ans Theater und spielte in Provinzstädten in Böhmen, Mähren und Ungarn jugendliche Liebhaber und schüchterne Naturburschen. Sein großes komödiantisches Talent blieb lange Zeit unentdeckt. Auch als er 1911 nach Wien zurückkehrte, trat er in Vorstadttheatern in drittklassigen Possen auf. Erst der große Theatermann Max Reinhardt entdeckte das überragende komische Talent und engagierte Moser 1925 für das von ihm geleitete Theater in der Josefstadt.
Von nun an war Mosers künstlerischer Aufstieg zum komischen Menschendarsteller und Volksschauspieler unaufhaltsam. In den 30er Jahren begann auch seine große Karriere als Filmschauspieler. In Filmen wie »Das Ekel« (1939), »Hofrat Geiger« (1947), »Hallo Dienstmann« (1952) oder »Herrn Josefs letzte Liebe« (1959) machte er sein unverkennbares und unübertreffliches Nuscheln zur Attraktion und zum Markenzeichen. Hans Moser sah sein großes Talent eher schlicht: »So etwas hat man oder nicht, ich hab's - Gott sei Dank.«
Kleine rechthaberische Beamte, gutmütig grollende Haustyrannen und zornige Kleinbürger gehörten zu seinen Rollen in mehr als 50 Filmen. Der kleine unscheinbare Mann wurde Publikumsliebling, nachdem er das 50. Lebensjahr bereits überschritten hatte. Mit dem Dienstmann hatte er seine Lebensrolle aber schon in den 20er Jahren gefunden.
Zum letzten Male stand Moser einige Monate vor seinem Tod als himmlischer Kanzlist in Franz Molnars Vorstadtlegende »Liliom« im Burgtheater auf der Bühne. Der gefürchtete Kritiker Hans Weigel urteilte damals: »Ein kleiner Mann, über 80 Jahre alt, hat in einer kurzen Szene an die Sterne gerührt. Er war nur er selbst und eben darum so himmlisch, wie es kein anderer außer ihm hätte sein können.« Am 19. Juni 1964 stirbt Hans Moser in Wien.

Artikel vom 06.08.2005