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Dank an anonymen Lebensretter

Ohne Organspender wäre Bauingenieur Hans-Jürgen Busche heute tot

Von Christian Althoff
Lügde (WB). Das zweite Leben von Hans-Jürgen Busche begann Karfreitag 2002, als ihn im NRW-Herzzentrum Bad Oeynhausen um 4 Uhr morgens eine Krankenschwester weckte: »Es geht los, wir haben endlich ein neues Herz für Sie!«

Ein Einfamilienhaus am Stadtrand von Lügde (Kreis Lippe). Bauingenieur Hans-Jürgen Busche schneidet die Rosen in seinem Garten und macht einen zufriedenen Eindruck. »Mir geht es gut. Ich denke eigentlich nur noch selten daran, dass ich mit einem transplantierten Herzen lebe«, sagt der 43-Jährige, obwohl sich sein Leben seit der OP sehr verändert hat: Er muss auf seine Gesundheit achten und darf wegen der Bakterien im Erdreich und dem feuchten Klima in Neubauten nicht mehr auf Baustellen arbeiten. Deshalb hat sich Busche in der Fachhochschule Bielefeld für ein Wirtschaftsingenieursstudium eingeschrieben, das er im vierten Semester besucht.
40 Zigaretten am Tag, Termindruck, die ständige Hetze von Baustelle zu Baustelle, dazu eine Ehekrise - dieser jahrelange Stress mündete im Oktober 2001 in einem Herzinfarkt. Alle Versuche im Klinikum Detmold, das schwer geschädigte Organ des damals 39-Jährigen zu retten, schlugen fehl. Schließlich fiel der Ingenieur ins Koma. Er wurde an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen und ins nordrhein-westfälische Herzzentrum verlegt.
»Meine Pumpe hatte nur noch eine Leistung von zehn Prozent - zu wenig, um zu überleben«, erinnert sich Busche. Er kam auf die Warteliste für ein Spenderorgan und wurde an ein waschmaschinengroßes Kunstherzsystem angeschlossen, um die Zeit zur Transplantation zu überbrücken. »Ein halbes Jahr hing mein Leben an dieser Maschine. In diesen endlos wirkenden Monaten habe ich erlebt, wie zwei andere Patienten, die ebenso wie ich auf ein Spenderherz hofften, die Wartezeit nicht überstanden.« Auch Busches Zustand wurde schließlich lebensbedrohend, nachdem sich an jenen Stellen, an denen die Pumpenschläuche in seinen Körper führten, Infektionen gebildet hatten. Wegen akuter Lebensgefahr rutschte der Ingenieur auf der Warteliste weiter nach oben und bekam schließlich am 29. März 2002 in einer dreistündigen OP ein neues Herz.
»Für mich war Organspende früher kein Thema«, gibt Hans-Jürgen Busche zu. Heute nutzt er jede Gelegenheit, um aufzuklären. »Ich habe gerade mehrere weiterführende Schulen in Höxter angeschrieben und angeboten, den Schülern mein Schicksal zu schildern«, erzählt der 43-Jährige. »Es muss ja nicht gleich jeder einen Organspendeausweis ausfüllen, aber ich möchte die Diskussion anregen«, sagt Busche und fordert, dass Lehrer das Thema im Biologie- und Religionsunterricht besprechen sollten.
Wie alle Organempfänger weiß auch Hans-Jürgen Busche nicht, woher sein Herz stammt. »Aber ich weiß, dass irgendwo in Europa Hinterbliebene nach dem Tod eines Angehörigen einer Organentnahme zugestimmt und so mein Leben gerettet haben. Und dafür bin ich ihnen unendlich dankbar.«www.dso.de

Artikel vom 06.08.2005