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Vorwürfe gegen Piloten

Angeblich Maschine zu spät auf den Boden gebracht

Toronto (dpa). Nach der spektakulären Bruchlandung eines Airbus A 340 der Air France in Toronto haben kanadische Ermittler schwere Vorwürfe gegen die Piloten erhoben.
Der Flugschreiber der Air France-Maschine.

Das Flugzeug mit 309 Insassen, die den Crash wie durch ein Wunder alle überlebten, sei bei der Landung zu spät aufgesetzt worden, berichtete am Freitag die Zeitung »Globe and Mail«. Bei stürmischem Wetter und starkem Regen habe der Co-Pilot, der die Landung ausführte, die »sichere Zone« der 2800 Meter langen Bahn verfehlt.
Das Flugzeug sei erst »weit hinter der normalen Aufsetzzone« auf den Boden gebracht worden und infolgedessen über die Bahn hinausgeschossen, zerbrochen und schließlich ausgebrannt. Nach Angaben des kanadischen Chefermittlers Réal Levasseur raste der Airbus am Ende der Landebahn trotz Notbremsung mit immer noch 150 Kilometern pro Stunde auf das unbefestigte Gelände des Flughafens.
Wie die Zeitung unter Berufung auf Ermittler berichtete, gebe es zudem Hinweise darauf, dass der Co-Pilot versucht haben könnte, die Maschine durchzustarten, nachdem klar wurde, dass die Reststrecke der Bahn zu kurz war. Aufzeichnungen des Bodenradars deuteten darauf hin, dass die Geschwindigkeit nach dem Aufsetzen zunächst erhöht statt verringert wurde.
Während die Besatzung sehr viel Lob für die rasche Evakuierung des Unglücksflugzeugs und damit für die Rettung der Passagiere erhalten hatte, konzentrieren sich die weiteren Ermittlungen nun auf das Geschehen im Cockpit.
Weiteren Aufschluss sollen die Aufzeichnungen des Flugschreibers sowie neue Befragungen des Co-Piloten und später auch des Kapitäns bringen. Dieser befand sich am Freitag noch mit Rückenverletzungen in ärztlicher Behandlung. Der Flugschreiber soll nach kanadischen Medienberichten nach Frankreich geschickt werden. Einem Labor in Ottawa war es offenbar nicht gelungen, die in der so genannten Black Box aufgezeichneten Gespräche so auf Computer zu übertragen, dass sie angehört werden können.

Artikel vom 06.08.2005