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Der Neuling ist noch zu naiv

Fehlstart und Fahrkarte: Paderborn steht schon auf einem Abstiegsplatz

Von Peter Klute
Unterhaching (WB). In der 70. Minute hatte der »Tiger« genug gesehen und schlich aus dem Stadion. Nicht nur Hermann Gerland, der Trainer der Bayern-Amateure und Ex-Coach des DSC Arminia Bielefeld, auch die 4000 Zuschauer im Generali Sportpark wussten zu diesem Zeitpunkt bereits: Der SC Paderborn 07 hat seine Rückkehr nach 22 Jahren in die 2. Bundesliga mit einem klassischen Fehlstart begonnen.

Als Gerland ging, lag der Aufsteiger bereits mit 0:2 hinten, am Ende gewann die SpVgg Unterhaching mit 3:0. »Wir sind alle sehr enttäuscht, weil wir uns viel vorgenommen hatten«, gab sich Trainer Jos Luhukay nach außen ruhig, doch es brodelte in ihm: »Wir haben eine gute erste Hälfte gespielt und hätten zur Pause nicht zurückliegen dürfen. Aber danach war Unterhaching besser und hat den Sieg am Ende verdient.«
Doch es war weniger die Klasse der Bayern, die den Ausschlag gab, sondern die Naivität des Neulings, der mit Anfängerfehlern seine über weite Strecken gute Leistung zunichte machte. »Bei den ersten beiden Toren waren wir in Überzahl. Da stimmte die Zuordnung nicht«, kritisierte Luhukay. Stürmer René Müller gab zu: »Wir haben heute Lehrgeld gezahlt.«
Erster Nutznießer der Nachlässigkeiten war Babacar N'Diaye. Der Ex-Ahlener traf von der Strafraumgrenze, nachdem David Fall einen Schuss von Christoph Teinert abgeblockt hatte. Es war der erste Torschuss der Gastgeber. In der 63. Minute sah die gesamte und in der Vorbereitung noch so gelobte SCP-Deckung zu, als Necat Aygün einen Einwurf von Stefan Buck zum 2:0 einköpfte.
Zwischen diesen beiden Treffern hatten die Gäste ihre beste Phase und in der 37. Minute, so Luhukay, »die ideale Gelegenheit zum Ausgleich«. Nach einem Foul von Paul Thomik an Benjamin Schüßler zeigte Schiedsrichter Thorsten Schriewer auf den Elfmeterpunkt. Müller lief an und schoss, Philipp Heerwagen hielt. »Ich wollte mit Vollspann schießen und habe mich im letzten Moment für die Innenseite entschieden«, schilderte Müller den Knackpunkt des Spiels.
Im vergangenen Jahr hatten Guido Spork und Alex Löbe in der Meisterschaft eine 100prozentige Quote, Müller will seine nach dem Fehlschuss nicht mehr aufbessern: »Das nächste Mal schießt ein anderer.« Zumindest machte ihm sein Trainer keine Vorwürfe: »René ist sehr erfahren. Es war richtig, dass er die Verantwortung übernommen hat.«
Kurz vor der Pause war es erneut Heerwagen, der gegen Dennis Schulp rettete. »Da haben wir viel Glück gehabt. Paderborn hat uns in den ersten 45 Minuten nicht ins Spiel kommen lassen und wir können uns bei Philipp bedanken, dass wir ohne Gegentor davongekommen sind«, lobte Hachings Coach Harry Deutinger seinen überragenden Schlussmann.
Dazu hatte er auch in Hälfte zwei allen Grund, denn Heerwagen bot gegen den eingewechselten Radovan Vujanovic und erneut Müller (Kopfball aus drei Metern) zwei weitere Glanztaten. Sekunden nach seiner letzten köpfte Christoph Teinert zehn Minuten vor dem Ende zum Endstand ein.
»Das war typisch für dieses Spiel, aber am Ende können wir froh sein, dass Haching nur drei Tore erzielt hat«, bilanzierte Luhukay und muss seine Mannschaft in den nächsten Tagen wieder aufrichten: »Wir müssen aus diesem Spiel und unseren Fehlern schnell lernen, um es schon am Sonntag gegen Saarbrücken besser zu machen.« Die Paderborner Heimpremiere ist dann ein echter Kellerkampf: Der Vorletzte empfängt den Letzten.

Artikel vom 08.08.2005