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Abwehr-Lehrgeld für »Leer-Stunde«

Schweigen der Lämmer wird Arminias Defensivabteilung zum Verhängnis

Von Werner Jöstingmeyer
Bremen (WB). Für die »Leerstunde« im Bremer Weserstadion zahlte vor allem Arminias Defensivabteilung viel »Lehrgeld«. Fünf Mal musste Keeper Mathias Hain das Leder aus seinem Gehäuse holen. Das war ihm zuletzt im Dezember 2004 bei der 0:5-Niederlage beim VfL Wolfsburg passiert.
Abfuhr in Bremen: Trainer Thomas von Heesen.
Parallelen zum Hinspiel-Debakel in der VW-Stadt ließen sich nur insofern ziehen, als sowohl damals wie auch am Samstag »Fleißarbeiter« Rüdiger Kauf nicht mit von der Partie war. An seinem Stellvertreter Michael Fink lag es indes nicht, dass die Bielefelder jetzt an der Weser mit 2:5 untergingen. Die Sprachlosigkeit, die sich in Spielerkreisen vor der Abfahrt des Mannschaftsbusses aus den Katakomben des Bremer Stadions bemerkbar machte, wurde dem Team von Trainer Thomas von Heesen zuvor schon auf dem grünen Rasen zum Verhängnis.
»Da fehlte in der Abwehr jegliche Abstimmung. Zudem wurde zu wenig geredet«, bemerkte DSC-Präsident Hans-Hermann Schwick.
Das »Schweigen der Lämmer« nutzte die Bremer K & K-Formation (Klose & Klasnic) schonungslos aus. »Eigentlich haben wir uns das Leben selbst schwer gemacht«, kritisierte Thomas von Heesen die haarsträubenden Fehler seiner Defensivabteilung. »Das fing schon nach 23 Sekunden mit dem 0:1 an und hörte mit dem Katastrophentor zum 2:5 in der 84. Minute auf.«
Arminias verletzter Abwehrchef Petr Gabriel fehlte an allen Ecken und Kanten. In der neu formierten Viererkette war niemand, der auch verbal den »Laden« zusammen- hielt. Marcio Borges spricht ohnehin zu wenig und Heiko Westermann ist vielleicht noch zu jung und zu frisch, um in der hinteren Zentrale den »Taktstock« zu schwingen. Da auf den Außenpositionen Bernd Korzynitz trotz seiner 94 Bundesligaeinsätze, und Nachverpflichtung Tobias Rau nach fast zweijähriger Spielpause mehr mit sich selbst zu tun hatten, marschierten sie eben, die »Bremer Stadtmusikanten«, und erfreuten ihr Publikum.
Die »ordnende Hand« in der Bielefelder Abwehr, sie ist momentan nicht in Sicht. »Es darf nicht passieren, dass sich, wie beim fünften Bremer Tor, gleich drei Abwehrspieler auf den Angreifer stürzen und sich gegenseitig behindern«, hat auch Reinhard Saftig das Arminia-Manko längst erkannt. Zwar sei die Niederlage um zwei Treffer zu hoch ausgefallen. Das ändere aber nichts an der Tatsache, dass die Abwehr an vier Toren selbst beteiligt war«, versicherte der Sport-Geschäftsführer.
Arminias Hoffnungen ruhen jetzt auf Radim Kucera von Sigma Olmütz. »Wir haben ein Gegenangebot zu der überhöhten Ablöseforderung abgegeben. Eine schnelle Verpflichtung erscheint mir nicht unrealistisch«, bestätigte gestern Saftig. Die angebotene Summe von 300000 Euro wollte er allerdings nicht bestätigen.

Artikel vom 08.08.2005