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Der Trainer verspricht etwas

Trotz der Arminia-Abfuhr in Bremen kann Zuma Zauber verbreiten

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bremen (WB). Es kam für Arminia wie befürchtet. Klar ist aber auch, dass beim SV Werder schon ganz andere einpacken mussten. Im Koffer stecken dann schnell mal drei Gegentore. Oder vier. Oder fünf. 2:5. Das ist bitter, das tut weh. Allerdings: Jedes schlechte Spiel ist nur so schlimm wie das nächste.
Ein starker Auftritt: Sibusiso Zuma im Duell mit Bremens Tim Borowski. Foto: Stefan Hörttrich
»Ich kann versprechen, dass wir alles versuchen werden, die Scharte schon am Samstag gegen den Hamburger SV wieder auszuwetzen«, kündigte Trainer Thomas von Heesen nach Bielefelds Abfuhr im Bremer Weserstadion an. Überraschend war die nicht. Realisten fielen darum nicht geschockt vom Hocker, Pessimisten hatten es ohnehin nicht viel besser erwartet. Es war die Abwehr, die ausrastete: Zu vogelwild führten sich Arminias Torverhinderer auf. In Rückstand geriet die Mannschaft in Sekunden, weitere Gegentore wurden zur Sache von Minuten, das ganze Desaster vollzog sich nach eineinhalb Stunden.
Danach starrten die Fehlstarter wahlweise auf den Rasen oder die Videowand, die das ernüchternde Endergebnis unwiderruflich festhielt. Auf diese Weise hatten sie sich nun wirklich nicht in den Abstiegskampf stürzen wollen. Vor allem, weil es nach dem Abpfiff dann doch ziemlich böse aussah. »Wir haben hier sicher zu hoch verloren«, empfand Heiko Westermann das Ausmaß der Niederlage als unzutreffend. »Es ist bestimmt nicht alles schlecht gewesen, was wir gezeigt haben«, warf Tobias Rau ein.
Es fand sich auch Gutes. Besonders die beiden Neuzugänge Nebojsa Krupnikovic und Sibusiso Zuma ließen lange Zeit vergessen, dass die Bielefelder vor dem eigenen Tor nie den Überblick behielten und sich beim leidlichen Verteidigen oft selbst in die Quere kamen. Zum Glück gab es noch die andere, die offensive Seite in ihrem Spiel. Wie erst Zuma Krupnikovic bediente und die beiden danach beim zweiten Tor die Rollen zwischen Passgeber und Endverwerter tauschten, muss Hoffnung machen. Wer schlägt in Bremen schon doppelt zurück?
Vor allem der Südafrikaner glänzte, solange die Puste reichte. Zuma zauberhaft - von diesem Prädikat wich er später nur ab, weil der flotte Flügelflitzer (noch) nicht genug Ligaluft für 90 Minuten besitzt. »Jetzt bin ich müde. Es war anstrengend«, räumte der Nationalspieler ein. Und hat dabei so schnell wie er rennt gemerkt, woher der Wind nicht nur an der Weser weht: »Die Bundesliga ist eine der stärksten Ligen der Welt. Die besten Stürmer hat Bremen. Und wir sind ein kleiner Verein, der hart arbeiten muss, wenn er nicht absteigen will.«
Zu großzügig erscheint es in diesem Zusammenhang, Bessergestellte zu unterstützen und ihnen etwas mitzubringen. Klubchef Hans-Hermann Schwick wähnte sich jedenfalls eher bei einer Jubiläumsveranstaltung des SV Werder Bremen als bei einer Bundesligabegegnung: »Wir haben zu viele Gastgeschenke gemacht. Es wäre für uns mehr drin gewesen.«
Als die in der ersten Halbzeit höchst unterhaltsame und rasant geführte Partie später immer mehr verflachte, begannen die Bremer Zuschauer zu murren. Sie pfiffen plötzlich auf ihr nachlassendes Team, und die Bielefelder waren weiter nur noch so weit weg von einem unerwarteten Pluspunkt wie eine Mannschaft beim Stand von 2:3 eben ist. Da reicht ein Glücksschuss. Doch ohne Defensive geht es nicht. Die flog zum Schluss völlig auseinander. Bremen vollendete das frühzeitig begonnene Werk, während Armine Westermann verstärkt an eine andere Disziplin dachte: »Das waren alles Ping-Pong-Tore. Wir schießen uns gegenseitig an, und Werder hat das Glück, dass die Kugel auch noch dauernd hinten rein fällt.«

Artikel vom 08.08.2005