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Wo die Schönheitsbrigade mixt

Gute Laune bis zum Morgen: Filmhaus-Party voller Phantasie und Witz

Von Matthias Meyer zur Heyde und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Erst regnete es, dann schoss Steve McQueen in seinem Ford Mustang vorbei, und dann war Halligalli. Bei der traditionellen Filmhaus-Party am Samstag/Sonntag im Hinterhof an der August-Schröder-Straße amüsierten sich Hunderte königlich - bis in den späten Morgen.

»Heiße Kisten - coole Küsse« flimmerten über die Hauswand: Thomas Wozny und Jann van Husen montierten legendäre Verfolgungsfahrten von »Bullitt« bis »Die Zwei« (mit Roger Moore und Tony Curtis) und große Gefühle im Stile Hollywoods zu einem actionreichen, tränenseligen Parcours durch die Filmgeschichte - force de klappe, sozusagen.
»Alles auf Rot« lautete das Motto der vielleicht intelligentesten, sicher aber phantasievollsten Biertrinkwürstchenschmatzcocktailschlürffilmguckmusikhör-Party Bielefelds. Die Mannschaft um Filmhaus-Projektmanager Ronald Herzog hatte sich erneut selbst übertroffen und der zelluloidfeindlichen NRW-Regierung zum Trotz ein Benefiz-Programm zugunsten ostwestfälischer Filmschaffender erdacht, das Partygäste jeden Alters begeisterte. Das Filmhaus, hinter dem der Verein zur Förderung der Filmkultur in OWL steht, unterstützt mit jedem Party-Euro junge Kreative, ohne die zum Beispiel der herbstliche Kurzfilmworkshop nur halb so schön würde.
Bleiben Sie im Kino auch beim Abspann noch sitzen? Dann hätten Sie beim anspruchsvollem Filmquiz der Aficionados Daniel Manns und Aaron Scheer glänzen können. Wen das nasskühle Wetter nicht genug gruselte, der stieg hinab in die »Gruft« bei den benachbarten »Artists Unlimited«: Wo sonst Künstler aus aller Welt brillieren, flackerten jetzt teuflisch rote Kerzen, quoll literweise Blut aus einem Fahrstuhl und verwirrten rote Lettern den Besucher: redrum.
Redrum? Lesen Sie's rückwärts, schauen Sie in ein englisches Wörterbuch und erschaudern Sie. »Ich hab hier eine kleine Hommage an Stanley Kubrick installiert«, erklärte Ronald Herzog. Er musste gar nicht erst den weltbesten Zähneblecker Jack Nicholson im Bild zeigen - der Filmfreak erkannte sofort: ah, »Shining«!
In der »Rote Laterne Bar« klackerten unterdessen die Eiswürfel und klickerten die Gläser: Perfekt gewandete, geschminkte und frisierte Bielefeld-Geishas von der »Hongkong Beauty Brigade« mixten Cocktails bis zum Sunrise. Und der Saal schwankte. Weniger wegen einer Überdosis Caipirinha, eher wegen zackiger Mucke. Die kam, noch hammerhärter, aus der Disco nebenan, in der die Trommelfellschwerstbearbeiter von der DJ-Combo »Ohrlabor« werkelten.
Ziemlich, aber nicht ganz unplugged, agierten die heimischen Stars auf der Bühne, das Duo »Blue & Red« und das Quartett »BlackRedStart«. Überaus witzig Karl Mille, Arnd Heuwinkel und Karl-Heinz Ahlers von »Movie Slam«, die berühmte Filmszenen auf Fast Forward, Schnelldurchlauf also, stellten, dass die Requisiten nur so flogen.
Ach ja. La dolce Vita der Belles de Nuit auf dem Sunset Boulevard. Schön war's. Schnüff.

Artikel vom 08.08.2005