06.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Leica kann saniert werden

Anfechtungsklagen sind vom Tisch

Solms (dpa). Aufatmen bei Leica: Der ums Überleben ringende traditionsreiche Kamerahersteller kann seinen Rettungsplan doch noch umsetzen.
Leica kann nach einer Zitterpartie weiter produzieren.

Die Anfechtungsklagen von fünf Kleinaktionären sind vom Tisch, wie die Leica Camera AG am Freitag im mittelhessischen Solms mitteilte. Mit vier Klägern habe das Traditionsunternehmen außergerichtlich einen Vergleich geschlossen, die fünfte Klage sei »in unzulässiger Weise« ohne Rechtsanwalt erhoben worden. Nach dem Ende der zähen Verhandlungen seien die Großaktionäre nun bereit, an der lebenswichtigen Kapitalerhöhung teilzunehmen. Der Vorstand sei »sehr optimistisch«, die Basis für die Sanierung zu schaffen.
Ende Mai hatte die Hauptversammlung die Aufstockung des Kapitals beschlossen. Mit einem Stückpreis von 1,70 Euro sollen die 13,5 Millionen neuen Papiere knapp 23 Millionen Euro einbringen. Die beiden Großaktionäre Hermès und ACM Projektentwicklung - sie halten zusammen fast 60 Prozent der Anteile - wollten jedoch erst über eine Teilnahme an der Kapitalerhöhung entscheiden, wenn die Klagen ausgeräumt sind. Beide haben nach Angaben von Leica nun schriftlich bestätigt, dass sie »zumindest in dem Maße ihrer bestehenden Aktienanteile« zeichnen wollen. Die neuen Aktien sollen vom kommenden Mittwoch an ausgegeben werden.
In dem Vergleich gewährt Leica eine Vermittlung von Bezugsrechten zwischen Alt-Aktionären: Anteilseigner können das Recht, weitere Aktien zu erwerben, an Alt-Aktionäre verkaufen. Außerdem verpflichtet sich das Unternehmen, die neuen Aktien innerhalb von sechs Monaten zum Handel zuzulassen. Trotz der Verunsicherung von Kunden und Geschäftspartnern wegen der ungewissen Zukunft des Traditionsunternehmens liegt der Umsatz in den ersten vier Monaten des laufenden Geschäftsjahres nach Unternehmensangaben leicht über den Erwartungen und deutlich über dem Vorjahreszeitraum. Zahlen nannte Leica nicht.
Der Kamera- und Ferngläserhersteller war unter dem Druck der boomenden Digitalfotografie und des Preisverfalls in der Branche in eine schwere Krise mit hohen Verlusten und starken Umsatzeinbußen geraten. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 1050 Mitarbeiter, davon 415 in Solms.

Artikel vom 06.08.2005