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Im U-Boot wird
die Luft knapp

Sieben Matrosen in Lebensgefahr

Moskau (Reuters). In einem Wettlauf gegen die Zeit hat die russische Marine eine groß angelegte internationale Rettungsaktion für ein im Pazifik gesunkenes U-Boot gestartet.
Archivbild des Mini-U-Bootes, das vor der Halbinsel Kamtschatka gesunken ist.

Den sieben Seeleuten an Bord blieb am Freitagabend möglicherweise nur noch Sauerstoff für weniger einen Tag. Das Mini-U-Boot hatte sich am Vortag während eines Manövers in einem Fischernetz verfangen und saß in 200 Metern Tiefe vor der ostsibirischen Halbinsel Kamtschatka fest.
Die russischen Behörden änderten unterdessen ihre Taktik zur Rettung der Besatzung. Statt zu versuchen, ein Tau des Fischernetzes zu durchtrennen, in dem die Schraube des Tauchbootes festsaß, solle das U-Boot nun angehoben und in flachere Gewässer geschleppt werden.
Zuvor hatte Russland die USA, Japan und Großbritannien um Hilfe gebeten. Die USA wollten ein unbemanntes Mini-U-Boot zu Hilfe schicken. Das Tauchboot sei in der Lage, Stahltrosse zu durchtrennen, sagte eine Marinesprecher in Washington. Der »Super Scorpio« werde in Begleitung eines US-Expertenteams von San Diego in Kalifornien aus nach Petropawlowsk geflogen.
Die russische Marine war zunächst davon ausgegangen, dass die U-Boot-Besatzung noch Sauerstoff für zwei bis fünf Tage hätte. Später nahm sie diese Einschätzung zurück. »Nach weiteren Berechnungen von Experten der Flotte und Gesprächen mit der Besatzung hat sich herausgestellt, dass an Bord des AS-28 nur noch ausreichend Sauerstoff für 22 Stunden ist«, sagte Marine-Sprecher Igor Dygalo. Anderen Vertretern der russischen Marine zufolge könnte der Sauerstoff bis Montag reichen.
Die Antriebsschraube des 13 Meter langen Mini-Tauchbootes vom Typ »Pris« sei in die Reste eines Fischernetzes geraten, sagte Dygalo. »Das Netz hat sich um die Schraube gewickelt und das Schiff hängt in der Ankerkette des Netzes fest.«
Das U-Boot-Unglück weckte Erinnerungen an die Katastrophe um das russische Atom-U-Boot »Kursk« vor fast genau fünf Jahren. Beim Untergang der »Kursk« in der Barentssee im August 2000 waren alle 188 Seeleute an Bord ums Leben gekommen. Damals hatte die russische Führung erst sehr spät um internationale Hilfe gebeten.

Artikel vom 06.08.2005