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Das Handy wird
zum Notizblock

Schreibwarenmarkt hat es schwer

Von Sascha Meyer
Berlin (dpa). Wenn sich die Sommerferien dem Ende nähern, beginnt die Hochsaison der Hefte und Tintenpatronen. Zum Schulanfang lassen Schreibwaren die Kassen im Handel klingeln. Doch das Geschäft ist schwieriger geworden.

Sinkende Kinderzahlen und der Siegeszug der papierlosen Kommunikation per E-Mail beschneiden den Markt. Discounter heizen den Preiskampf mit Billigprodukten an - was die Kunden freut, drückt die Margen der Branche. Viele Fachhändler suchen sich da neben dem üblichen Sortiment ein weiteres Standbein und setzen auch auf Computerbedarf, Geschenkartikel und Bücher.
Zwei Dutzend Schnellhefter für 1,70 Euro oder Collegeblocks zu 1,29 Euro: Nach Sonderangeboten für ihre Schulkinder müssen Eltern derzeit nicht lange suchen. Und profitieren wollen vom Nachfragehoch nicht nur die bundesweit 2900 Fachgeschäfte.
Auch Warenhäuser und Supermärkte werben mit Büromaterial im Vorratspack und sichern sich damit ein gutes Stück vom Kuchen. Eine große Auswahl gibt es auf den Sonderflächen meist nicht. Aber die Schulschnäppchen sorgen für ein Einkaufsereignis wie sonst nur Feiertage - und ködern Kunden. »Wer Stifte sucht, kauft oft gleich andere Waren mit«, sagt eine Sprecherin des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels.
Impulse kann die Branche mit dem Kürzel PBS (Papier, Bürobedarf, Schreibwaren) auch im Alltag gebrauchen. Die flaue Konjunktur macht den meist mittelständischen Anbietern zu schaffen. Der Handelsumsatz sank 2004 um 2,1 Prozent auf sieben Milliarden Euro. Viele Büroarbeitsplätze in der Wirtschaft sind verschwunden, und auch die Schuljahrgänge werden wegen sinkender Geburtenraten kleiner.
Was das bedeutet, können Experten schon ausrechnen: Während einer zehnjährigen Schulzeit gibt ein Kind etwa 1500 Euro für Schulprodukte aus. Im Freundeskreis nutzen viele junge Leute ohnehin eher das Handy als Notizblöcke. Und in Zeiten von Scannern fragt kaum noch ein Kunde im Laden nach Durchschlagpapier zum Vervielfältigen von Briefen.
Dass die digitale Zukunft die klassischen Papierwaren einmal ganz verdrängt, glaubt indes kaum jemand. Nicht nur am Ferienende bräuchten Schüler auch künftig einen Vorrat an Heften und Füllern, sagt Referent Volker Wessels: »Mit E-Mails werden schließlich keine Hausaufgaben gemacht.«

Artikel vom 05.08.2005