05.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Erklärung aus
der Black Box?

Bruchlandung: Streit um Schuldfrage

Toronto/Paris (dpa). Nach der spektakulären Bruchlandung eines Airbus der Air France in Toronto, den wie durch ein Wunder alle 309 Insassen überlebt hatten, kommt es nun offensichtlich zu einem Streit über die Schuldfrage.

Kanadische Medien wiesen mehrfach darauf hin, dass der Pilot das Flugzeug möglicherweise zu spät aufgesetzt habe, so dass die verbliebene Landbahnstrecke zu kurz gewesen sei. Air France betonte hingegen, dass die Kanadier trotz heftiger Gewitter für die Landung grünes Licht gegeben hatten.
Aufschluss erhoffen sich die 15 Ermittler beider Länder von der Black Box, die inzwischen im Wrack des ausgebrannten Airbus gefunden wurde. Auch werde die Kommunikation zwischen dem Piloten und dem Tower, die vom Voice-Rekorder aufgezeichnet wurde, in einem Labor der kanadischen Agentur für Verkehrssicherheit ausgewertet, sagte der stellvertretende Direktor des Airports von Toronto, Steve Shaw.
Er räumte ein, dass zum Zeitpunkt der Landung die Wetterbedingungen im Luftraum über Toronto kompliziert gewesen seien. Dies werde bei der Ursachenforschung berücksichtigt. Für den Flughafen Toronto sei es jedoch ganz normal, dass er auch bei Gewittern für den Flugverkehr offen bleibe.
Kanadas Verkehrsminister Jean Lapierre bestätigte, dass Aussagen von Passagieren, wonach die Unglücksmaschine zu spät auf der Landebahn aufsetzte, Gegenstand der Untersuchung seien. Ebenso würden die Experten allerdings den schweren Regen, die starken Seitenwinde und ein mögliches Aquaplaning berücksichtigen.
Lapierre wies im Gespräch mit Radio Canada aber darauf hin, »dass nur eine Person die Entscheidung zu landen fällt, und das ist der Pilot. Folglich trägt er auch die ganze Verantwortung für diese Entscheidung«.
Air-France-Chef Jean-Cyril Spinetta sagte in Toronto, die Flughafenaufsicht sei offensichtlich davon ausgegangen, »dass die Bedingungen für eine Landung schwierig seien, diese aber möglich ist«. Spinetta unterstrich auch, Toronto habe grünes Licht für die Landung gegeben, während die Maschine noch genügend Treibstoff für eine Landung auf einem anderen Flughafen gehabt habe.
43 Menschen waren nach der Bruchlandung in fünf Krankenhäuser gebracht worden. 22 von ihnen erlitten Prellungen und andere leichte Verletzungen. Gestern waren noch 14 in Behandlung. Es war der erste größere Unfall eines Airbus' vom Typ A 340-300. Kurz nachdem sich Passagiere und Besatzung in einer dramatischen Evakuierung in Sicherheit gebracht hatten, explodierte die Maschine auf dem Flughafen und brannte aus.

Artikel vom 05.08.2005