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Probleme mit
»Steppdecke«

NASA gibt Entwarnung

Washington (dpa). Trotz eines geringen Restrisikos soll die US-Raumfähre »Discovery« am kommenden Montag mit einer beschädigten Isolierdecke zur Erde zurückkehren.

Es wäre unwahr und töricht, wenn man sagen würde, es gebe kein Risiko mehr beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre, sagte der stellvertretende Programmdirektor Wayne Hale gestern in Houston (Texas). Das Risiko sei aber so gering und klein, dass die »Discovery« mit dem beschädigten Teil unter dem Fenster von Kommandantin Eileen Collins fliegen könne. Dies hätten Tests in einem Windkanal ergeben. Ein vierter Außeneinsatz der Crew sei deshalb nicht mehr notwendig.
Die »Discovery« soll nach einem letzten Zeitplan am Samstagmorgen (MESZ) von der internationalen Raumstation ISS abdocken und am Montagmorgen um 10.46 MESZ auf dem US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral landen.
Hale räumte ein, dass die kleine Isolierdecke über dem Namenszug »Discovery« großen Aufwand bereitet habe. Bei einem Test in einem Windkanal im Ames Research Center in Kalifornien sei herausgefunden worden, dass die Isolierdecke durch die starken Kräfte beim Wiedereintritt in die Atmosphäre nicht abgerissen werde, sondern dass sich nur kleine Teile lösten. Diese könnten keinen Schaden anrichten. Hale räumte ein, dass es bei einer Sitzung des NASA-Managements auch abweichende Meinungen gegeben habe.
Nach einer neuen Zitterpartie hatte die NASA gestern Entwarnung gegeben. »Wir haben gute Neuigkeiten«, teilte eine NASA- Mitarbeiterin in der Bodenzentrale Houston (Texas) der Crew des an die Internationale Raumstation ISS angedockten Shuttle am frühen Nachmittag mit. »Die Isolierdecke stellt keine Gefahr für die Rückkehr dar.« Der japanische Astronaut Soichi Noguchi antwortete: »Ich würde auch sagen, dass das gute Nachrichten sind.«
Bei dem beschädigten Teil ging es um ein Stück Fiberglas-Stoff - der Oberschicht einer steppdeckenartigen Isolierbeschichtung ganz in der Nähe des Fensters, vor dem Kommandantin Eileen Collins sitzen wird, wenn sie das Shuttle zur Erde zurückfliegt. Bei dem Test im Windkanal des Ames-Forschungszentrums wurde die Isolierdecke den gleichen Bedingungen ausgesetzt, wie sie beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre bei Geschwindigkeiten von Mach 3 und Mach 4 entstehen könnten.
Isolierdecken sind an den Raumfähren an Stellen angebracht, die bei der Rückkehr weniger stark der Hitze ausgesetzt werden als die Shuttle-Unterseite, die beim Wiedereintritt Temperaturen bis zu 1260 Grad Celsius aushalten muss und daher auch die stärker schützenden Kacheln aufweist.
Das Problem war ein Wermutstropfen in all dem Jubel um den erfolgreichen Verlauf der »Bauchoperation« von Robinson am Mittwoch, der hervorstehende Füllstreifen aus Kachelfugen an der Shuttle-Unterseite entfernt hatte.

Artikel vom 05.08.2005