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Der erfüllte Elfmeter-Wunsch

Trainer Uwe Rapolders Köln-Premiere: glückliches 1:0 gegen FSV Mainz 05

Von Klaus Lükewille
Köln (WB). Bielefelder Bilder hat er immer noch im Kopf. Am Morgen vor dem ersten Bundesliga-Auftritt in »seinem« neuen Kölner Stadion dachte Uwe Rapolder an die alte Arbeitsstätte. Arminia gegen Mainz. Halt, da war doch was?

Richtig. Gleich drei Elfmeter hatte der Unparteiische den Bielefeldern am 18. September 2004 verweigert. So reichte es nur zum 1:1. Rapolder glaubt an die ausgleichende Gerechtigkeit im Fußball: »Ich dachte mir: Vielleicht bekommst du jetzt mit Köln gegen die Mainzer mal einen Strafstoß.«
Der Wunsch sollte in Erfüllung gehen. Zwar ziemlich spät, aber noch früh genug. In der 87. Minute zeigte der Liga-Neuling Babak Rafati auf die Marke. Björn Schlicke verwandelte das »Geschenk« zum Tor des Tages. Rapolder wählte später die für ihn angenehmste Bewertung: »Ich habe nicht genau erkennen können, ob es ein Elfer war.« Kollege Jürgen Klopp sah seine Elf dagegen um einen verdienten Punkt betrogen: »Nie und nimmer Elfmeter.«
Hatte der Mainzer Mathias Abel den Kölner Angreifer Attila Tököli im Strafraum umgestoßen? Auf jeden Fall stürzte der Ungar wie vom Blitz getroffen zu Boden. Klar, Schauspielerei war schon dabei. Einen Körperkontakt hatte es aber auch gegeben - wie später mehrere Zeitlupen nachlieferten. Und der Schweizer ZDF-Experte Urs Meier stellte sich eindeutig auf die Seite des Kollegen Rafati: »Er hat richtig entschieden.«
Rapolder interessierte die Elfmeter-Diskussion schon ein paar Minuten nach dem Abpfiff nicht mehr. Tor war Tor. Und es brachte drei ganz wichtige Punkte. Punkt.
Als der Treffer des Tages gefallen war, tobten die Zuschauer im RheinEnergie-Stadion. Auf dem Rasen feierten die FC-Spieler und auf der Bank lagen sie sich ebenfalls in den Armen. Nur einer jubelte nicht mit. Der Trainer spazierte mit ernster Miene am Rasenrand entlang. Noch drei Minuten zittern. Nach dem Abpfiff ballte aber auch Rapolder die Fäuste. Das große Aufatmen, das große Durchatmen. Später sollte er sagen: »Siege im Stahlbad Bundesliga sind immer Gold wert.«
Besonders der erste »Dreier« im ersten Heimspiel. Denn Mainz war lange Zeit die nicht ganz so schlechte von zwei ziemlich mäßigen Mannschaften. Rapolder gab zu: »Nach einer Stunde hatte ich Bedenken, ob wir das 0:0 halten würden.«
Da brachte er mit Tököli, Patrick Helmes und Rolf-Christel Gue-Mien drei frische Offensivkräfte. Ausgerechnet Tököli, der ansonsten kaum Ball-Kontakte hatte, wurde zum entscheidenden Elfmeter-Mann. Der Kölner Trainer grinste später: »Das soll aber nicht unser Stil der Zukunft sein.«
Nein, auch am Rhein will Rapolder seinen Bielefelder »Konzept-Fußball« spielen lassen. Gegen Mainz war davon allerdings nur wenig bis gar nichts zu sehen und er musste einräumen: »Der Einsatz stimmte, aber im Spiel mit dem Ball müssen wir präziser werden.«
Der Trainer, braungebrannt, grauer Nadelstreifenanzug, helles Hemd, braune Schuhe, er machte an diesem Tag eine bessere Figur als seine Mannschaft.
Denn Lukas Podolski hat noch deutliche Konditionsdefizite: »Das ist doch normal. Ich bin erst zwei Wochen im Training. Ich brauche zwei, drei Spiele.« Er musste nach 80 Minuten auf die Bank. Trotzdem ist Rapolder, der zwei »Neue« fordert, zuversichtlich: »Wir haben mit Schlicke, Feulner oder Streit gute, junge Leute - und nicht nur den Poldi.«
1:0 gegen Mainz, ein Arbeitssieg. Aber drei Mal mehr wert als das 2:5 seiner alten Arminen. Rapolders Kommentar: »Ich hatte sowieso nicht erwartet, dass die in Bremen gewinnen würden.«

Artikel vom 08.08.2005