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Werder Bremen
stürmt beim Start
an die Spitze

Schaaf lobt die Abteilung Attacke

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bremen (WB). Ganz oben. Da wollen sie wieder hin, da sind sie schon. Und darum jubelten die Werder-Fans bei der Einblendung der Blitztabelle so ausgelassen, als sei ihr Team nie wieder vom Gipfel zu holen.

Für eine erste Kampfansage in Richtung des FC Bayern war das Bremer 5:2 gegen Arminia Bielefeld bestens geeignet. Nach Bundesliga-Spieltag Nummer eins gleich Mannschaft Nummer eins zu sein, stellte für den Trainer trotzdem nicht mehr als einen netten Begleitumstand dar. »Das ist schön«, kommentierte Thomas Schaaf den Sofort-Sprung an die Spitze. Diesen eher spartanischen Satz unterlegte er erst gar nicht mit einem Gesichtsausdruck voller Übermut. Schaaf sagte ihn eher daher wie: Schlechtes Wetter heute. Tatsächlich war dem Tabellenführer klar, so Ungewöhnliches nun auch wieder nicht geleistet zu haben. »Arminia war der richtige Gegner zum Start«, schob Sportdirektor Klaus Allofs das übermächtig wirkende Resultat auch dem in der Abwehr meistens nicht anwesenden Kontrahenten zu.
Mit Wonne stießen die Bremer Stürmer immer wieder in den nur mäßig beschatteten Strafraum und nutzten die Unachtsamkeiten der Ostwestfalen nicht nur in Sekundenschnelle zum 1:0, sondern am Ende auch zu einem spektakulären Schützenfest. »Bei so einem Ergebnis ist klar, dass sich unsere Offensive ein Lob verdient hat«, pries Trainer Schaaf die schwungvolle Abteilung Attacke des Double-Gewinners von 2004.
Vor allem die Meisterschaft würde Werder zu gern wiederholen. Dazu gehört allerdings außer den Toren der je zweimal trefflich agierenden Miroslav Klose und Ivan Klasnic auch, sich besonders im eigenen Stadion sattelfester zu präsentieren. »Was wir in der Defensive geboten haben, hat mir gar nicht gefallen. Da müssen wir uns verbessern«, sagte Schaaf.
Noch macht die Diskrepanz zwischen Angriff und Abwehr den Fußball-Lehrer nicht nervös. Denn während im vorderen Mannschaftsteil alles beim Alten blieb, wurde in den hinteren Reihen erheblich umgestaltet. Vor allem der Abgang von Valerien Ismael zum Meister nach München muss noch verkraftet werden, wobei Werder-Sportdirektor Allofs aufgrund des Feldverweises des Franzosen noch in der ersten Halbzeit am Freitag Abend gegen Borussia Mönchengladbach eine eher humorvolle Variante von Bremer Abschiedsschmerz verbreitete: »Wir vermissen Ismael nicht, der spielt ja immer nur 40 Minuten.« An seiner Stelle verteidigt bei Werder nun der neue Brasilianer Naldo, er wird sich an seinem flüchtigen Vorgänger messen lassen müssen.
Überhaupt setzt das Vorgänger-Modell die Maßstäbe. Nach Platz eins vor 15 Monaten gelang in der vergangenen Saison im Schlussspurt Rang drei, der immerhin noch die Qualifikationsspiele zur Champions League ermöglichte. Am diesem Mittwoch muss der SV Werder beim FC Basel antreten, 14 Tage später könnten eventuelle Hinspiel-Defizite im Weserstadion kompensiert werden. Es wäre bei allem Respekt ein sportlicher Schock, wenn Bremen im Duell mit den Schweizern nicht in die europäische Meisterklasse einzöge. Fehlen wird in der ersten Partie Frank Baumann, der sich nach langer Pause gegen Arminia erneut verletzte und mit einer Zerrung im Oberschenkel voraussichtlich einige Tage ausfällt. Trost: Beim schnell wieder unterbrochenen Comeback zählte auch der Kapitän zu den Torschützen.

Artikel vom 08.08.2005