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Maritim verhandelt mit Partner in USA

Interview mit Maritim-Chef Gerd Prochaska: »Die Ansprüche des Gastes steigen«

Bad Salzuflen (WB). Ein paar sonnige Tage für die Ferienhotels wünscht sich der seit 1. August amtierende neue Chef der Maritim-Gruppe, Gerd Prochaska. Ansonsten laufen die Geschäfte in der Hotellerie seit Ende 2004 wieder besser. Bernhard Hertlein sprach mit Prochaska, der am Freitag in der Hauptstadt das zweite Berliner Hotel der von Bad Salzuflen aus gesteuerten größten deutschen Hotelgruppe eröffnet hat.
Gerd Prochaska (52) hat am 1. August die Nachfolger von Christian Windfuhr angetreten.

Was macht es so reizvoll, jetzt - 16 Jahre nach der Wiedervereinigung - mit einem zweiten Hotel nach Berlin zu gehen?Prochaska: Vor allem das Wissen um die Geschäfte, die wir bisher ablehnen mussten, weil unser Hotel »Pro Arte« in der Berliner Friedrichstraße nicht über Möglichkeiten verfügt, Tagungen mit mehr als 800 Teilnehmern durchzuführen. Maritim hat viele Unternehmen und Verbände als Stammkunden. Sie sind erpicht darauf, ihre Tagungen und anderen Großveranstaltungen auch in der Hauptstadt durchzuführen.
Wir fühlen uns auf dem Berliner Boden wohl. »Pro Arte«, seit 1991 unter der Regie von Maritim, entwickelt sich zu unserer größten Zufriedenheit.

Was ist das Besondere dieses neuen Berliner Maritim?Prochaska: Getreu unseren Slogans »Alles unter einem Dach« und »Alles aus einer Hand« bieten wir einen Steinwurf vom Potsdamer Platz und dem Regierungsviertel entfernt alles, was ein Veranstalter braucht. Der große Saal fasst 3000 Personen -Ê der größte der gesamten Gruppe. Zuspruch versprechen wir uns auch auch von dem besonderen Ambiente -Êganz im Stil der frühen 20er Jahre. Die Buchungen für das zweite Halbjahr 2005 übertreffen in Berlin schon jetzt unsere Erwartungen.

Die Unternehmen sparen. Sparen sie auch bei Dienstreisen und Kongressveranstaltungen?Prochaska: Die Hotellerie hat in Deutschland drei schwierige Jahre hinter sich. Erste Anzeichen einer Trendwende gab es im zweiten Halbjahr 2004. In diesem Jahr erwartet die Branche erneut eine leichte Steigerung.
Es stimmt im Übrigen, dass deutsche Firmen sparen. In den vergangenen Jahren betraf das vor allem die Kosten von Veranstaltungen. Da ließ das Management das Buffet eben mal etwas kleiner ausfallen als gewohnt. Seit Ende 2004 hat sich der Trend aber wieder gedreht. Geblieben ist der Preisdruck bei den Hotelzimmern. Das Internet sorgt hier für größte Transparenz. Viele buchen erst sehr spät und nach Preis.

Das Reisefieber scheint im Deutschen genetisch verankert zu sein. Wie groß ist der Anteil deutscher Touristen an den Maritim-Übernachtungen?Prochaska: Bei inländischen Hotels 25 Prozent, Stadttourismus und Ferienhotels zusammen. Bei den Ostsee-Hotels, traditionell eine Stärke von Maritim, gibt es einen Trend ostwärts nach Mecklenburg-Vorpommern. Davon profitiert etwa unser Hotel auf Usedom, während die Häuser an der westlichen Ostseeküste etwas auf die glücklicherweise treue Stammkundschaft zurückgeworfen werden. Dazu kommt auch in den Ferienhotels das Kongressgeschäft. Insgesamt ist der deutsche Hotel-Tourismus doch stark vom Wetter abhängig.

Welche Trends sehen Sie ansonsten in der Hotellerie?Prochaska: Die Ansprüche des Gastes steigen. 08/15 reicht nicht mehr. Das saubere Bett ist selbstverständlich. Gefragt sind heute auf Zielgruppen abgestimmte Rahmenprogramme -ÊTheater und Musicals, Wellness und Golf, Radfahren und Wandern. Solche Angebote nehmen dem Kunden Arbeit ab und sind deshalb gefragt.

Erwarten Sie eine Konzentration auf dem Hotel-Sektor?Prochaska: Der Konzentrationsprozess begann schon vor einiger Zeit und wird auch noch eine Weile anhalten. Kleine, feine Boutique-Hotels haben ihre Marktnische genauso wie wir von Maritim mit dem Kongressgeschäft. Andere, die sich weniger hervortun, haben es unter den neuen Rahmenbedingungen, die das Internet bei den Buchungen setzt, noch schwerer. Ich erwarte weitere Verkäufe und Zusammenschlüsse.

    Und Maritim?Prochaska: Maritim, das sagt unsere Eigentümerin Dr. Monika Gommolla bei jeder Gelegenheit, bleibt selbstständig. Wir haben eine Partnerschaft mit Copthorne Millennium. Diese Hotelkette ist dort stark, wo wir noch schwächeln -Êalso in Asien, Neuseeland, Großbritannien. Diese Kooperation kann noch um den einen oder anderen Partner erweitert werden. Fusionen aber schließe ich aus.


    Einen Partner in den USA?Prochaska: Das würde passen.

    Verhandeln Sie bereits?Prochaska: Ja.

     Mit wem?Prochaska: Noch sind wir nicht zum Abschluss gekommen. Und über laufende Verhandlungen sprechen wir nicht.

Nach Berlin stehen Neueröffnungen in Dresden, in Düsseldorf am Flughafen und in Dubai an. Was folgt dann?Prochaska: Gerne wären wir noch in einigen europäischen Metropolen wie London, Rom und Paris mit eigenen Hotels vertreten. Dort fällt es allerdings besonders schwer, Grundstücke oder Immobilien zu finden, die unseren Ansprüchen gerecht werden. Parallel wird Maritim gemeinsam mit dem Franchisepartner HMS in den nächsten Jahren die Zahl der Ferienhotels deutlich erhöhen.

Artikel vom 06.08.2005