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Lehrer-Ziehung streng nach Leistung

Sonderschichten zur Einstellung von 1000 Extra-Lehrern bis Schulbeginn

Von Reinhard Brockmann
Detmold (WB). Mitten in den Ferien und unter dem gestrengen Blick von Lehrer Lämpel rauchen bei der Bezirksregierung in Detmold die Köpfe: 1000 neue Lehrer lautet der Beschluss, der bis zum ersten Schultag umgesetzt sein muss.

Das Konterfei des altvorderen Schulmeisters (von Wilhelm Busch) ziert das Eingangsportal zu einem Computerprogramm, mit dessen Hilfe die Vorgabe der neuen Landesregierung erfüllt werden soll. Zur zweiten Runde der Listenziehungen versammelten sich gestern 30 Sachbearbeiter und Schulfachliche Dezernenten aller fünf Regierungsbezirke in Detmold.
Personaldaten, vor allem aber Leistungsbewertungen und bisherige Schulpraxis der Bewerber sind in dem Computersystem erfasst. »Die Listenziehung läuft nach einem strengen Schema ab«, erläuterte Christine Elhaus und stellte klar, dass keine Lottozahlen, sondern geeignete Bewerber unter Berücksichtigung regionaler Wünsche »gezogen« wurden. Begonnen wird mit den Einser-Lehrern.
»Das Beamtengesetz verlangt, für ein öffentliches Amt, den oder die jeweils Beste auszuwählen«, ergänzte Jörg Packwitz vom Schulministerium. Durch Praxis aus Fristverträgen können Lehrer ihre Gesamtexamensnote um bis zu 0,8 Stellen verbessern.
Allerdings, das Verfahren klappt nur, solange ausreichend Bewerber vorhanden sind. Bei den Grundschulen war das kein Problem. Landesweit gebe es einen Bewerberpool von 4500 Kandidaten, berichtete Schuldezernent Heinz Kriete. Der für Gymnasien zuständige Kollege Egon Gindele sieht in seinem und im Gesamtschulbereich dagegen Probleme. Waren bisher schon Lehrer für Spanisch, Mathematik, Latein, Musik, Englisch und Informatik knapp, könnte es auch nach Abschluss der zweiten Ziehung immer noch unbesetzte Stellen geben.
Am 15. August wird es eine dritte Runde geben. Bereits im laufenden Verfahren werden zur Beschleunigung neben den Direktkandidaten auch noch Ersatz- und erstmals drittrangige Bewerber zeitgleich über ihre Einstellungschance informiert. Immer wieder lehnen Kandidaten das Beschäftigungsangebot ab oder haben bereits in einem anderen Bundesland etwas gefunden.
Zeit ist knapp, Bedenkzeit auch. Bis zum 11. August müssen die jetzt Ausgewählten das Angebot angenommen haben. »Wer die Post nicht öffnet, ist selbst schuld«, heißt es in Detmold. Immerhin liegen nach der ersten Runde 426 Zusagen bei 1000 zu besetzenden Stellen vor. Ob die Aktion zu 100 Prozent aufgeht, wird sich Ende des Monats zeigen. Die Schulverwalter wollen jedenfalls das Ihre mit Sonderschichten und Lämpels Computerprogramm tun.   Denn: »Dass dies mit Verstand geschah, war Herr Lehrer Lämpel da«.

Artikel vom 04.08.2005