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Adidas-Salomon greift Nike an

Herzogenauracher übernehmen direkten US-Konkurrenten Reebok

Von Stephan Maurer
Herzogenaurach (dpa). Das Tempo ist rekordverdächtig: Innerhalb von nur vier Monaten hat adidas-Chef Herbert Hainer den weltweit zweitgrößten Sportartikelkonzern kräftig umgebaut. Für 3,1 Milliarden Euro übernehmen die Herzogenauracher nun den direkten Konkurrenten Reebok.

Nach dem Verkauf der Outdoor-Sparte Salomon Anfang Mai hat der ehrgeizige Firmenchef gestern diesen zweiten Paukenschlag verkündet. Mit dem Kauf von Reebok, bisher Nummer drei in der Welt, setzt adidas ein Jahr vor der Fußball-Weltmeisterschaft zum Angriff auf den Marktführer Nike an. Zugleich beschleunigt sich die Konzentration in der weltweiten Sportartikelindustrie.
Mit der bisher größten Akquisition der Firmengeschichte will adidas wohl vor allem das leidige Nordamerika-Problem lösen. Auf dem größten Sportartikelmarkt der Welt macht die Branche 50 Prozent aller weltweiten Umsätze. Doch trotz aller Anstrengungen war es adidas in den vergangenen Jahren nicht gelungen, Nike auf dessen Heimatmarkt USA ernsthaft in Bedrängnis zu bringen.
Dies ändert sich nun: Zusammen mit Reebok wird sich der Umsatz der adidas-Gruppe in Nordamerika mit einem Schlag auf 3,1 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Reebok verkaufte im vergangenen Jahr Schuhe und Bekleidung für umgerechnet mehr als 1,35 Milliarden Euro allein in den USA. Daneben erhofft sich adidas eine größere Präsenz in den beliebtesten amerikanischen Sportarten wie Basketball oder American Football und den US-Ligen.
Weltweit entsteht durch die Übernahme ein Sportartikelkonzern mit - auf Basis der Zahlen vom 2004 - einem Umsatz von knapp 9 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Nike erzielte im Geschäftsjahr 2004/05 (31. Mai) Erlöse von umgerechnet 11,2 Milliarden Euro. »Das ist eine Gelegenheit, die man nur einmal im Leben hat«, sagte Hainer. Ein Risiko sei die Übernahme nicht.
Gleichwohl steht der Konzern, der sich die Werbebotschaft »Impossible is nothing« (Unmöglich ist nichts) auf die Fahnen geschrieben hat, in den nächsten Monaten vor enormen Herausforderungen: Die Trennung von Salomon ist noch nicht abgewickelt, da muss nun Reebok, ein Unternehmen mit 3,1 Milliarden Euro Umsatz und 9000 Beschäftigten, integriert werden. Und dies kurz vor der Fußball-Weltmeisterschaft, die adidas zur bisher größten Marketingoffensive der Firmengeschichte nutzen will.
Den Aktionären stellt der adidas-Vorstand, der jährliche Kosteneinsparungen von 125 Millionen Euro für realisierbar hält, ein Gewinnwachstum in zweistelliger Höhe in Aussicht. Analysten bewerteten die Übernahme überwiegend positiv. »Es macht Sinn, die Expansion auf dem weltgrößten Sportartikelmarkt voranzutreiben«, sagte Oliver Caspari vom Bankhaus Lampe. An der Börse löste die Bekanntgabe der Übernahme ein Kursfeuerwerk aus.

Artikel vom 04.08.2005