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Ein betroffener Spezialist

Facharzt Dr. Klaus Krämer leidet selbst an Borreliose

Eimbeckhausen (WB). Dr. Klaus Krämer ist Facharzt für Allgemein- und Rettungsmedizin sowie für Naturheilkunde in der Nähe des niedersächsischen Bad Münder. Der Mediziner -Êselbst an Borreliose erkrankt -Ê hat sich auf die Behandlung dieser erst seit 20 Jahren bekannten Krankheit spezialisiert. Im Gespräch mit Daniela Rahn stand der Facharzt Rede und Antwort.

Mit welchen Symptomen äußert sich Borreliose?
Dr. Klaus Krämer: Das genau ist eines der Probleme - es gibt eine unglaubliche Symptomvielfalt. Das macht die Diangose besonders schwer. Symptome reichen von Gelenk- und Muskelschmerzen, nächtlichen Schweißausbrüchen, Fieber und Müdigkeit bis hin zu Konzentrationsstörungen, Nerven- und Herzrhythmusstörungen sowie Schwindel-Attacken. Häufig geht die Borreliose mit depressiven Verstimmungen, Wort-Vergesslichkeit und Libido-Störungen einher. Bei Frauen kommt es überdies zu Zyklus-Störungen. Es gibt auch Patienten, die unter starken Gewichtsveränderungen oder an einer halbseitigen Gesichtslähmung leiden.
Kann man die Borrelien im Blut nachweisen?
Dr. Klaus Krämer: Selbst über das große Blutbild sind die Borrelien nicht nachweisbar, weil sie eine Struktur haben, mit der sie sich sozusagen im Körper »tarnen« und »verstecken« können. Es gibt zwei Verfahren - den Elisa- und den Westernblot-Test - mit denen man schon gezielt nach Borrelien suchen muss. Besteht ein Verdacht auf Borreliose, ist es sinnvoll, beide Tests durchzuführen.
Wie behandelt man die Borreliose?
Dr. Klaus Krämer: Ausschließlich mit Antibiotika. Ob in Tablettenform oder als Infusion - das hängt vom Stadium der Erkrankung ab. Ist die Infektion noch recht jung, kann man gut gegen sie angehen. Im chronischen Stadium entstandene Schäden - zum Beispiel am Nervensystem - können jedoch nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Symptome kann man mit Antibiotika, die über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen eingenommen werden müssen, in der Regel aber deutlich verbessern.
Wie entfernt man eine Zecke am besten? Was halten Sie von »Zeckenkarten« aus der Apotheke?
Dr. Klaus Krämer: Zeckenkarten halte ich für sehr sinnvoll, weil sie gut zu handhaben sind. Am allerbesten jedoch kann man Zecken mit einer sehr spitzen Pinzette entfernen. Dabei muss man jedoch unbedingt darauf achten, so nah an der Einstichstelle anzufassen, dass man nicht den Körper der Zecke zerdrückt. Das würde die Infektionsgefahr erhöhen. Entfernte Zecken am besten dem Arzt zur Untersuchung mitbringen. Die Kosten für die Laborleistung werden zwar von den Krankenkassen nicht übernommen. Dafür haben Patienten aber Gewissheit, ob sie sich eventuell infiziert haben.

Artikel vom 12.08.2005