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»Hunderttausende Tote«

Al Kaida droht dem Westen mit neuen Anschlägen

Kairo/London (dpa). Das Terrornetz Al Kaida hat Großbritannien und den USA gestern neue Anschläge mit »Hunderttausenden von Toten« angedroht.

Der arabische Fernsehsender Al-Dschasira veröffentlichte eine Videobotschaft von Eiman al-Sawahiri, dem Stellvertreter von Al-Kaida-Chef Osama Bin Laden. Das, was nun komme, werde die Anschläge in New York und Washington am 11. September 2001 in den Schatten stellen.
»Unsere Botschaft ist klar. Was ihr in New York und Washington gesehen habt, was ihr jetzt im Irak und Afghanistan seht, all das ist nichts im Vergleich zu dem, was ihr als nächstes erleben werdet«, sagte Al-Sawahiri an die Adresse Londons und Washingtons.
Al-Sawahiri erinnerte die USA und Großbritannien daran, dass Bin Laden ihnen im Gegenzug für einen Abzug ausländischer Truppen aus muslimischen Ländern eine Waffenruhe angeboten habe. »Am Ende werdet ihr (aus Irak und Afghanistan) abziehen, aber zuvor wird es Hunderttausende von Toten geben.« Ob das Band echt ist, war zunächst unklar.
Gleichzeitig machte Al-Sawahiri die Außenpolitik des britischen Premierministers für die jüngsten Serien von Anschlägen in London verantwortlich. »(Tony) Blair bringt Zerstörung ins Zentrum von London und wird weitere Zerstörung verursachen, wenn er seine Politik fortsetzt«, sagte Al-Sawahiri in Anspielung auf den Irak-Einsatz der Briten weiter.
Vier Wochen nach den blutigen Bombenanschlägen von London hat die Polizei gestern ihre Präsenz in der britischen Hauptstadt verstärkt. Islamische Terroristen hatten zuvor zwei Mal einen Donnerstag für ihre Anschläge gewählt: Am 7. Juli wurden 52 Menschen bei Selbstmordattentaten getötet, und am 21. Juli scheiterten weitere vier Anschläge auf U-Bahnhöfe und einen Bus. Mehr als 6000 Polizisten, viele davon bewaffnet, waren nach Angaben des Senders BBC an U-Bahn-Haltestellen und anderen möglicherweise gefährdeten Orten im Einsatz. Auch Beamte in Zivil würden in U-Bahnen und Bussen nach potenziellen Attentätern Ausschau halten.
Scotland Yard hofft auf die Auslieferung eines in Rom gefassten mutmaßlichen Rucksackbombers. Die Verhandlung über die Auslieferung des Äthiopiers Hamdi Adus Issac, der am 21. Juli einen Anschlag auf eine U-Bahn geplant haben soll, wird am 17. August stattfinden. Die Attentäter von London haben bei den Bombenanschlägen vom 7. Juli laut US-Polizei einfache Chemikalien verwendet. Dies lasse darauf schließen, dass es sich bei den Sprengsätzen um selbst gefertigte Geräte und nicht um militärisches Material gehandelt habe, sagte New Yorks Polizeichef Raymond Kelly.

Artikel vom 05.08.2005