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Zur Sache

Angela Merkel hat es schwer in diesen Tagen. Nach dem Gezerre um das TV-Duell musste sie gestern den neuesten Umfragen entnehmen, dass Schwarz-Gelb erstmals seit Februar ohne Mehrheit bei der Bundestagswahl dasteht. Mehr noch dürften die Unions-Kanzlerkandidatin aber Jörg Schönbohms Äußerungen geärgert haben. Brandenburgs CDU-Innenminister hatte die Kollektivierung in der DDR für den Tod der neun Babys in Brieskow-Finkenheerd verantwortlich gemacht.
Was Schönbohm mit seinen anmaßenden und sachlich falschen Aussagen bezwecken wollte, wird immer sein Geheimnis bleiben, was er damit erreicht hat, ist ungläubiges Kopfschütteln und berechtigte Kritik nicht nur im Osten, sondern in der ganzen Republik. Seine gestrige Entschuldigung war halbherzig, galt sie doch nur der Formulierung, nicht aber dem Inhalt seiner Aussagen.
Angela Merkel hat deshalb das einzig Richtige getan: Die CDU-Chefin ließ den ehemaligen Bundeswehrgeneral und potentiellen Verteidigungsminister zum Appell antreten und machte ihm klar, dass er mit seiner Meinung in der Union allein auf weiter Flur steht und deshalb schleunigst den Rückzug einzuleiten hat. Sollte er das nicht tun, wird Merkel hoffentlich konsequent sein und Schönbohm wegtreten lassen. Ulrich Windolph

Artikel vom 05.08.2005