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Frau mit Herz auf dem rechten Fleck

Volksschauspielerin Erni Singerl 83-jährig gestorben - ungezählte Bühnen- und Fernsehrollen

München (dpa). Die bayerische Volksschauspielerin Erni Singerl, die mit Fernsehrollen in ganz Deutschland populär wurde, ist im Alter von 83 Jahren gestorben.

Sie starb bereits am vergangenen Samstag zu Hause und wurde am Dienstag auf eigenen Wunsch im engsten Familienkreis beerdigt, teilte gestern ihre Tochter mit. Die quirlige Münchnerin feierte auf der Bühne und im Fernsehen große Erfolge. Unvergessen sind einem Millionenpublikum ihre Auftritte in Helmut Dietls Serien »Monaco Franze« als Haushälterin Irmgard und in »Kir Royal« als vernachlässigte Mama von Klatschreporter Baby Schimmerlos (Franz-Xaver Kroetz).
Zu ihren Partnern gehörten Hans Moser, Willy Reichert, Gustl Bayrhammer und vor allem der unvergessene Beppo Brem. Mit der TV-Serie »Heidi und Erni« spielte sie sich an der Seite der Hamburgerin Heidi Kabel auch im hohen Norden in die Herzen von Millionen Fernsehzuschauern.
Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) würdigte Singerl als eine Volksschauspielerin im besten Sinne des Wortes: »Sie liebte das Publikum, und das Publikum liebte sie.« Eine Paraderolle war die tratschende Nachbarin Ernestine Zitzelsberger in dem Schwank »Tratsch im Treppenhaus«, die sie monatelang in München an der Kleinen Komödie am Max II spielte.
Zuletzt stand sie im vergangenen Jahr in dem Stück »Erni greift ein« auf der Münchner Bühne. Die »zweite Heimat« des Publikumslieblings war jedoch der Bayerische Rundfunk. »Am liebsten spiel' ich einfache Frauen, die's Herz am rechten Fleck ham«, war zeitlebens ihre Devise.
Als Garant für Frohsinn und Bühnenspaß wurde mit ihr selbst ein mäßiger Schwank zum Genuss, urteilten Kritiker und Publikum. Erni Singerl habe mit »ihrer frechen, doch immer liebenswerten Art vielen Menschen aus der Seele gesprochen«, sagte Gerhard Fuchs, Fernsehdirektor beim Bayrischen Rundfunk. Mehr als 60 Jahre habe sie zu den beliebtesten Darstellern in den Sendungen des BR gezählt.
»Entdeckt« wurde die in Schwabing geborene Münchnerin vom Schauspieleroriginal Weiß Ferdl, der sie 1938 für die Münchner Volksbühne »Am Platzl« engagierte. Weiß Ferdl passte alles, nur Ernis Name nicht und er befahl: »Du nennst dich ab heut' Kramer Resi!«. So blieb es, bis Ernestine Kremmel, so ihr Geburtsname, den Reichsbahner Singerl heiratete. Nach dem Krieg schlug sie sich zuerst als Schneiderin durch, bevor sie an der Seite prominenter Partner zur begehrten Volksschauspielerin wurde.

Artikel vom 04.08.2005