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Menschen in
unserer Stadt
Melanie Böttcher
Seniorenbetreuerin

Einen untypischen Weg ist Melanie Böttcher gegangen, um dort anzukommen, wo sie jetzt ist. »Immer nur mit Zahlen und Geld zu jonglieren, war mir irgendwann zu wenig. Ich wollte mit Menschen zu tun haben«, sagt die 28-Jährige. Heute betreut sie 30 hilfsbedürftige Senioren und Seniorinnen, erledigt kleine Einkäufe, übernimmt Behördengänge oder begleitet Arztbesuche
Dabei sah ihr beruflicher Weg zunächst ganz anders aus: Nach dem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung als Großhandelskauffrau und arbeitete bis vor drei Jahren als Personaldisponentin bei einer Zeitarbeitsfirma. Nebenberuflich bildete sie sich bei der Industrie- und Handelskammer zur Personalfachkauffrau weiter und schloss am Wirtschaftskolleg ein BWL-Studium ab.
»Ich hatte Spaß an meiner Arbeit und habe auch nicht schlecht verdient«, erzählt die Bielefelderin, »aber menschlich und emotional war der Job nichts mehr für mich.« Sie habe nach einem Beruf gesucht, der sie persönlich erfülle, sagt sie.
»Eines Abends bin ich durch die Straßen gegangen und habe bemerkt, wie viele verwirrte, ältere Menschen es in Bielefeld gibt«, erklärt Melanie Böttcher ihren beruflichen Wandel. Im Februar letzten Jahres schließlich gründete sie ihr Einzelunternehmen »Böttcher Seniorenbetreuung«. Seitdem kümmert sie sich sowohl um Demenzkranke wie auch um ältere Menschen, »die häufig einfach ein bisschen Zuwendung und emotionalen Beistand brauchen.«
Nicht immer ist es für sie einfach, mit den unterschiedlichen Schicksalen umzugehen. »Aber meistens gelingt es mir, Zuhause abzuschalten. Sonst würde man eine solche Arbeit auch nicht aushalten«, meint Böttcher.
Freunde und Freizeitaktivitäten bleiben zur Zeit jedoch ein wenig auf der Strecke. »Es ist schon lange her, dass ich - wie früher - mit meinen Freunden eine Tour nach Dänemark oder Frankreich gemacht habe«, erzählt die begeisterte Motorradfahrerin.
Dafür hat Melanie Böttcher endlich »ihren« Traumberuf gefunden: »Das Schönste an meiner Arbeit ist es, wenn ich gehe und ich zum Abschied ein Lächeln geschenkt bekomme.«
Caroline Carls

Artikel vom 05.08.2005