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Möllenbeck dankt
dem Ärzte-Team

Lars Riedel scheitert im Vorkampf

Helsinki (dpa). Zum achten Mal ging Diskuswerfer Lars Riedel bei einer Weltmeisterschaft in den Ring, zum großen Wurf hat es jedoch nicht mehr gereicht. Hingegen sprang sein ungeliebter Rivale Michael Möllenbeck in die Bresche und holte Bronze.

Nicht mit breiter Brust wie so oft in 20 Jahren Leistungssport, sondern kopfschüttelnd verließ der 38-jährige Riedel das Olympiastadion von Helsinki. Für den fünfmaligen Diskus-Weltmeister kam es ganz bitter. Mit nur 63,05 Metern nach drei Durchgängen musste er seine Sachen packen und durfte nicht mehr im Endkampf der besten Acht mitmischen. »Es geht auch im Alter noch was«, sagte Riedel etwas trotzig.
Den Wattenscheider Möllenbeck hatten in diesem Jahr nicht mehr viele auf der Rechnung, nachdem er sich lange mit Hüftproblemen herumplagte: »Ich konnte kaum laufen.« Doch sein vierter Wurf landete mit 65,95 Metern mitten in den Medaillenrängen. Auch der derzeit arbeitslose Bürokaufmann gehört mit 35 nicht zu den Jungspunden. Wie schon bei der WM 2001 in Edmonton und bei der EM 2002 in München reichte es für den Mann mit den Locken und dem Schnauzer für Bronze. »Das war für mich schon ein bisschen überraschend, dass das Feld nicht so stark war«, meinte er und dankte seinen medizinischen Betreuern von den letzten Wochen: »Jungs, das habt ihr super gemacht.«
Ans Aufhören denkt der Chemnitzer Riedel nicht: »Mal gucken, was nächstes Jahr so möglich ist. Und es gibt ja auch noch die WM in zwei Jahren in Osaka.« »Hier endet eine deutsche Karriere«, hatte eine Boulevard-Schlagzeile über Riedel vor einem Jahr gelautet. Daneben stand ein Foto, auf dem er bei den Olympischen Spielen in Athen am Boden lag. Mit einer Adduktorenzerrung musste er damals aus dem Stadion humpeln. Der 1,99 große Diskus-Riese - ein Häufchen Elend. Doch so ging die Laufbahn des Olympiasiegers von 1996 nicht zu Ende.
Nachdem er im letzten Moment auf den WM-Zug aufgesprungen war, haute er den Diskus in der Qualifikation im ersten Versuch auf 66,22 Meter hinaus und jubelte erst einmal. Im Finale startete der Routinier mit 63,05 Meter, und sein Trainer Karl-Heinz Steinmetz meinte auf der Tribüne: »Er scheint doch etwas nervös zu sein.« Nach dem völlig missglückten zweiten Wurf schüttelte Steinmetz ratlos den Kopf. »Es ist ein fürchterlich nervöser Wettkampf. Ich hoffe, Lars behält die Nerven.« Da war Riedel plötzlich Neunter - und konnte im Dritten nicht mehr nachlegen.

Artikel vom 08.08.2005