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Überflieger springt ab

Sven Hannawald beendet seine Skisprung-Karriere

Frankfurt/Main (dpa). Der frühere »Überflieger« Sven Hannawald hat nach erfolgreicher Behandlung des Burn-out-Syndroms den Absprung vom aktiven Sport geschafft.

18 Monate nach seinem letzten Wettkampf beim Weltcup in Salt Lake City verkündete der 30-Jährige gestern sein Karriere-Ende. »Ich möchte mich nicht mehr den Belastungen des Profi-Sports aussetzen. Es würde nach der längeren Regenerations-Phase zu lange dauern, um meine einstige Form wieder zu erreichen«, begründete Hannawald den schon lange erwarteten Rücktritt.
Mit seinem Triumph bei der Vierschanzentournee 2001/02, wo er als bisher einziger Skispringer alle vier Wettbewerbe gewann, hatte der gebürtige Sachse Sport-Geschichte geschrieben. In seiner Erfolgs-Statistik stehen unter anderem auch der Olympiasieg 2002 mit der Mannschaft sowie zwei WM-Titel im Skifliegen (2000, 2002). »Er hat mehr erreicht als jeder andere Springer. Er ist eine Symbolfigur im Skispringen«, würdigte Bundestrainer Peter Rohwein den Hinterzartener.
Nach jahrelangen Höhenflügen hatte Hannawald im April 2004 einen Zusammenbruch erlitten und sich in ärztliche Behandlung begeben müssen, die er mehr als ein Jahr lang beanspruchte. In Gesprächen mit der Führung des Deutschen Skiverbandes (DSV) hatte Hannawald sich zwar die Möglichkeit eines Comebacks stets offen gehalten, doch das innere Feuer kehrte einfach nicht mehr zurück. »Es spricht für ihn, dass er die Entscheidung getroffen hat. Wir haben alle gewusst, dass eine Rückkehr immer unwahrscheinlicher wird, je länger die Pause dauert«, sagte Rohwein.
Auch der frühere Bundestrainer Reinhard Heß, unter dessen Regie Hannawald seine größten sportlichen Erfolge gefeiert hatte, begrüßte den Rücktritt seines einstigen Schützlings. »Die Entscheidung war überfällig. Es ist der richtige Weg, sich neu zu orientieren und sich dem Leben nach dem Sport zu widmen. Ich hoffe, es wird für ihn eine Erleichterung«, sagte Heß. Seiner Ansicht nach werden auch die Fans Hannawalds Schritt verstehen und ihn immer in guter Erinnerung behalten. »Er geht als einer der größten Springer in die Historie ein«, erklärte Heß.
Ob Hannawald dem Skisprung erhalten bleibt, ist offen. »Es wäre zu früh, darüber zu spekulieren, ob er einmal im DSV eine Funktion übernimmt. Aber ich bin überzeugt, dass er immer mal wieder vorbeischaut, denn Skispringen war sein Leben. Er ist willkommen«, sagte Rohwein, der über Hannawalds Pläne informiert war.
Auch Hannawald hat sich über die Zeit nach dem Sport noch keine Gedanken gemacht. »Ich werde in Zukunft sicherlich weiterhin in der Öffentlichkeit zu sehen sein«, kündigte er lediglich an. Wahrscheinlich schon am Wochenende beim Sommer-Grand-Prix vor seiner Haustür in Hinterzarten, wo ihm die Zuschauer sicher einen würdigen Abschied bereiten werden.

Artikel vom 04.08.2005