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Hoch im Norden trennt
sich Spreu vom Weizen

Landhandel Apenbrink kauft und reinigt Raps und Korn

Von Michael Diekmann
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Wenn Dieter Schwarze (55) die Spreu vom Weizen trennt, geht er in die dritte Etage des imposanten Silogebäudes. Bei ohrenbetäubendem Lärm schüttelt und bläst der so genannte »Aspirateur« Korn und Halmabfälle auseinander, bevor das Erntegut gewogen und eingelagert wird. Die Wege der meisten Landwirte mit Raps- oder Getreideanbau führen in diesen Wochen zu Schwarzes Landhandel.

»Die meisten Autofahrer kennen uns vom Sehen«, weiß Schwarze, die dritte Generation im Landhandel Apenbrink in Jöllenbeck. Steht schließlich dran an den fünf mächtigen Silos und dem Gebäudeturm unweit der Eickumer Straße, in dem Schritt für Schritt, Etage für Etage übereinander angeordnet Getreide und Raps von den Landwirten in Bielefelds Norden und dem Kreis Herford angenommen, gereinigt, getrocknet und gewogen und anschließend weiter transportiert wird zu den Mühlen oder Futterfabriken. Die fünf großen Silos, freut sich Schwarze, sind das Markenzeichen der Firma, für die bereits 1926 Großvater Friedrich Apenbrink mit einem Futterhandel und Düngergeschäft den Grundstein gelegt hatte und die weit über das Dorf hinaus bekannte Tante Minette mit dem alten Opel samt Kleinanhänger auslieferte.
In diesen Tagen treffen sich gerade die Rapsbauern bei Schwarze. So wie Dirk König (36). Im Hauptberuf Maschinenbauer, hat der Nebenerwerbler gerade sechs Tonnen Raps auf seinen zwei Anhängern. »Gestern erst gemäht und gedroschen«, berichtet der Elverdisser, während Schwarze mit dem Spezialgerät den Feuchtigkeitsgrad der angelieferten Ware testet. Genau 8,5 Prozent Feuchte sind okay, sagt der Chef: »Ab neun Prozent müssen wir die Ware trocknen, damit sie im Silo nicht schimmelt.« Vorsichtig steuert König den ersten Anhänger auf die Roste, die Rapsladung verschwindet durch Gitterstäbe in der Förderschnecke und kommt bei Manfred Winter vorbei. Der Apenbrink-Mitarbeiter steht am großen Steuerpult, kontrolliert die Technik und sorgt gleichzeitig dafür, dass die Säcke mit der ausgefilterten Spreu an die Seite geschoben werden.
Im Herzen der Annahme arbeitet die Technik auf Hochtouren. Mit Luftdruck angetrieben rauscht das Erntegut durch die Rohre über Siebe, am Trockner vorbei über die Wiegeeinrichtung und weiter bis in die Siloanlage. Insgesamt 600 Tonnen Raps kauft Apenbrink 2005 von den Landwirten im Bielefelder Norden an, veräußert ihn weiter an Mühlen am Niederrhein oder der Elbe. Per eigenem Lastwagen bringt sie Schwarze zum Kanalschiff nach Hille. Die Ernte, weiß der Profi, war normal, die Regenfälle hatten der Ware nichts an. So wird aus dem »schwarzen Gold« nach der gelben Blüte Margarine oder Biodiesel.
Bereits gelaufen ist auch die Gerste. Insgesamt 1000 Tonnen hat Schwarze angekauft. Drei der fünf Silos sind derzeit gefüllt mit dem einwandfreien Material, jeweils mit 250 Tonnen. Der Großteil geht in die Futtermittelindustrie und kommt doch nach Bielefeld und in den Kreis Herford zurück - an die Landwirte mit Viehhaltung.
Eine starke Getreideregion ist Ravensberg bis heute. Entsprechend gut frequentiert ist die Anlage, wenn in den nächsten Tagen Weizen und Hafer eingefahren werden. »Dann stehen die Traktoren wieder Schlange auf der kleinen Nebenstraße«, weiß Schwarze und begrüßt den nächsten Kunden. Während Dirk König noch seine Rapsreste von der Rüttelroste fegt, stoppt Jörg Meyer zu Bentrup gerade seine Fuhre vor der Annahme: Ein Anhänger mit Raps, randvoll mit schwarzem Gold. »Mehr als die Hälfte meiner sechs Hektar Anbaufläche gehen als nachwachsender Rohstoff in die Tanks der Autofahrer«, berichtet der Diebrocker. Die freut der preiswerte Treibstoff. Freuen können sich auch die Fasanen im Bezirk: Die bekommen die Spreu als schmackhaften Imbiss an den Ackerrain gestreut.

Artikel vom 05.08.2005