03.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Poker des Michael Ballack

Kein Vorvertrag mit Manchester - Bayern-Angebot bis 2010 wird geprüft

München (dpa). Der Vorhang bleibt geöffnet: Das Transfer-Theater um einen möglichen Wechsel von Michael Ballack geht auch kurz vor dem Saisonstart der Bundesliga weiter. Immer wieder gibt es neue Spekulationen um die Zukunft des Kapitäns der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

Am Dienstag dementierte der Berater des 28-Jährigen Profis dessen Wechsel vom FC Bayern München zu Manchester United im Sommer 2006 ganz energisch.
Die seriöse britische Tageszeitung »The Guardian« hatte zuvor den nächsten Akt des Ballack-Schauspiels eingeleitet und in ihrer Online-Ausgabe einen ablösefreien Transfer zum Premier-League-Club für die übernächste Spielzeit als perfekt vermeldet. Demnach habe der Mittelfeldstar schon eine Abmachung mit dem Premier-League-Club getroffen.
»Da ist gar nichts dran. Es gibt keinen Vorvertrag. Es bleibt dabei, unser derzeit einziger Ansprechpartner ist der FC Bayern München«, sagte Ballacks Berater Michael Becker. Der Rekordmeister hatte dem Fußballer des Jahres jüngst ein Angebot für eine Verlängerung des 2006 auslaufenden Vertrages unterbreitet und war damit laut Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge »bis an die Schmerzgrenze« gegangen.
Im Poker um eine Vertragsverlängerung riet Rummenigge Ballack mit klaren Worten von einem Wechsel nach England ab. »Wenn ich Michael wäre, dann würde ich mit Manchester überhaupt nicht verhandeln«, sagte er der »Sport-Bild«. »Es ist nicht mehr das Manchester von früher. Wenn ich Spieler wäre, dann würde ich darüber nur lachen.«
Becker bestätigte, dass es vor einigen Wochen über einen Mittelsmann eine Anfrage von Manchester United gegeben habe. Diesen habe er aber an den FC Bayern verwiesen, da der Verein noch die Transferrechte an Ballack hält. Nach den Statuten des Weltverbandes FIFA dürfen Profis erst sechs Monate vor Vertragsende einen Kontrakt bei einem anderen Verein unterschreiben. Neben Manchester hätten »noch einige andere Vereine nachgefragt«, sagte Becker. Vor allem Real Madrid gilt als Kandidat für eine Ballack-Verpflichtung. Spanische Sport-Zeitungen hatten mehrfach über einen Wechsel spekuliert. Auch der FC Chelsea soll den Deutschen auf seiner Wunschliste haben.
Auf seiner Japan-Reise hatte der FC Bayern mit Manchester United in Tokio das Hotel geteilt. »Natürlich hat es da Gespräche gegeben, aber nicht über Ballack«, sagte Uli Hoeneß. Der Manager rechnet in den nächsten sechs bis acht Wochen mit einer Entscheidung. »Dieser Zeitrahmen ist realistisch«, sagte Becker. Sein Schützling werde die bis 2010 datierte Bayern-Offerte prüfen. »Er will die Champions League gewinnen und wird dort hingehen, wo er glaubt, dass er dieses Ziel erreichen kann.« Ballack hatte stets beteuert, bei seiner Entscheidung »keinen Druck zu spüren«.
Franz Beckenbauer riet Ballack unterdessen zu einer raschen Unterschrift beim FC Bayern. »Ballack hat alle Trümpfe in der Hand. Ich würde immer die Gunst der Stunde nutzen. Was weiß ich, was in einem Jahr ist«, sagte der Bayern-Präsident. Auch Felix Magath hofft zur Vermeidung von Unruhe in seinem Kader auf eine schnelle Vertragsverlängerung. »Es ist an ihm, seine Meinung kund zu tun. Natürlich wollen wir mit ihm weiter arbeiten«, sagte der Trainer im Studio des Bayerischen Fernsehens.

Artikel vom 03.08.2005