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Eine aparte Dame
als Dank für ein
»Schulmeisterlein«

Die Suche nach Bielefelder Medaillen

Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Senne (oh). Eine aparte Dame in einem elegant fließenden langen Gewand unter einem Baum hatte es vor etwa sieben Jahre dem Senner Ortsheimatpfleger Hans Schumacher enorm angetan. Dieses weibliche Wesen war offensichtlich etwas ganz Besonderes und reizte ihn sehr.

Und so griff er tief in seine »Schatulle« und opferte mehrere Reichstaler dafür, dass sie aus Schloß Holte zu ihm nach Senne wechselte. Ohne Zweifel: Die Dame, obwohl mit 93 Jahren schon recht betagt, ist ihr Geld wert - ist sie doch aus purem Silber.
Sie ziert eine recht große Medaille aus diesem Edelmetall, die 1912 als Ehrengabe dem »Mittelschullehrer Niebuhr für treue Arbeit im Schuldienste der Stadt Bielefeld« verliehen wurde. So steht es jedenfalls eingraviert auf der »Tafel«, an die sich die Relief-Dame auf der Gedenkmünze lehnt.
Als Hans Schumacher damals von einem Sammler aus dem benachbarten Schloß Holte-Stukenbrock das gute Stück für das Schulmuseum Osthusschule angeboten bekam - schließlich war der Empfänger ein Schulmeisterlein - da ahnte er noch nicht, dass dies der Anstoß für eine ebenso spannende wie arbeitsintensive Aufgabe sein würde.
Denn inzwischen hat der Ortsheimatpfleger mit viel Spürsinn eine fast 600 Medaillen umfassende Sammlung zusammengetragen - alles Stücke, die in einen Bezug zu Bielefeld stehen. Und seit geraumer Zeit arbeitet Schumacher zudem an einer geplanten Veröffentlichung unter dem Titel: »Medaillen der Stadt Bielefeld - eine kulturhistorische Dokumentation mit Beiträgen zur Stadt-, Vereins- und Firmengeschichte«.
»Unter anderem wird der historische Hintergrund jeder Gedenkmünze dabei durchleuchtet und erfasst«, erklärt er. Etwa 310 Medaillen, die Vereine, hochgestellte Persönlichkeiten, die Stadt, Feuerwehr und Kriegervereine, Sparkassen oder Volksbanken zu den unterschiedlichen Gelegenheiten und großen Treffen herausgegeben haben, hat Schumacher schon erfasst und in 250 kleinen Abhandlungen für sein geplantes Buch erläutert.
Etwa 300 weitere aus sportlichen Bereichen kommen noch hinzu, die er zunächst aber noch aus der Auflistung und Beleuchtung des historischen Hintergrund ausgeklammert hat. Denn genau hier liegt für den Senner Ortsheimatpfleger das Problem: Er will möglichst vollständig das Bielefelder Medaillen-Angebot erfassen, ist aber bei seiner Recherche sehr häufig auf Zufälle angewiesen.
»Besonders Vereine haben oft keine Chronik, so dass niemand weiß, wie viele und ob überhaupt Medaillen bei den verschiedensten Anlässen verliehen wurden. Wie soll man nach denen dann suchen?«, fragt Schumacher.
Häufig lägen Gedenkmünzen auch völlig unbeachtet in Schubladen. »Ich bin deshalb sehr dankbar für jeden Anruf unter der Rufnummer 05209/2783, um so vielleicht eine bisher unbekannte oder in meiner Auflistung noch fehlende Medaille zu entdecken.« Wichtig sei nur, dass die »Fundstücke« einen Bezug zu Bielefeld hätten, sei es durch eine Inschrift oder das Motiv.
Aber auch an Informationen über Hintergründe und Ausgabedaten schon vorhandener »guter Stücke« ist Schumacher interessiert. Beispiel: Das »Treffen der marianischen Jungfrauenkongregation in St. Jodokus«, zu dem Medaillen herausgegeben wurden. Vermutlich fand das Treffen im ausgehenden 19. Jahrhundert statt - aber genaues wisse er trotz intensiver Nachforschungen nicht.
Belegt werden kann dagegen das Ausgabedatum der sehr schönen Medaille zur Einweihung der Hünenburg 1849. Diese und weitere besonders interessante Gedenkmünzen wird das WESTFALEN-BLATT in loser Folge vorstellen.

Artikel vom 06.08.2005