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Fleischskandal kostete Metro sehr viel Geld

Real-Märkte und Kaufhof bremsen Wachstum

Düsseldorf (dpa). Der Frischfleisch-Skandal bei Real und die Kaufzurückhaltung der Deutschen haben tiefe Spuren in der Quartalsbilanz des Branchenriesen Metro hinterlassen. Der führende deutsche Handelskonzern blieb nur dank florierender Auslandsgeschäfte auf Wachstumskurs.

Im Inland sank der Umsatz 2,5 Prozent. Unter dem Strich stiegen der Konzernumsatz um 3,6 Prozent auf 13,8 Milliarden Euro und das Vorsteuerergebnis um gut 10 Prozent auf 227,3 Millionen Euro. Vor allem das Warenhausgeschäft der Tochter Kaufhof leide unter dem schwachen Konsum, berichtete Konzernchef Hans-Joachim Körber gestern in Düsseldorf.
Zu einem Sorgenkind des Handelskonzerns ist der Lebensmittel- Einzelhändler Real geworden. Der Frischfleisch-Skandal, bei dem Mitarbeiter in einzelnen Märkten beim Umetikettieren von altem Hackfleisch mit neuem Verfallsdatum beobachtet worden waren, kostete Real letztlich viel Geld. Neben der Einstellung von »Frischemanagern« sei zusätzliche Werbung geschaltet worden, um Kunden zurückzugewinnen. Unter neuer Führung solle sich Real wieder stärker mit Preissenkungen und Markenartikeln profilieren.
Der operative Gewinn der Lebensmittel-Einzelhandelssparte (Real und Extra) brach im zweiten Quartal von knapp 40 Millionen auf 0,5 Millionen Euro ein. Der Umsatz des Bereichs nahm in Deutschland auf gleicher Verkaufsfläche um 6,9 Prozent auf 2,15 Milliarden Euro ab.
Das langjährige Sorgenkind, die Warenhauskette Kaufhof, verbuchte im zweiten Quartal in Deutschland auf gleicher Fläche ein Umsatzminus von 5 Prozent. Die Debatte um Neuwahlen und eine Erhöhung der Mehrwertsteuer habe die Verunsicherung der Verbraucher und damit die Konsumzurückhaltung verstärkt. »Das können wir jeden Tag in der Zeitung lesen, dass jeder wieder eine neue Idee hat«, schilderte Körber. Bei einem klaren Wahlausgang sei aber eine Besserung der Binnenkonjunktur möglich.
Der Kaufhof werde ausgewählte Eigenmarken besser in Szene setzen. Dies solle den Umsatz ankurbeln und die Marge verbessern. Das Kölner Tochterunternehmen verringerte den operativen Quartalsverlust um 11 Prozent auf knapp 48 Millionen Euro.
Metro-Zugpferde waren im zweiten Quartal erneut die gleichnamigen Großhandelsmärkte für Gewerbetreibende. Auch die Elektronikketten Media Markt und Saturn legten dank ihrer Auslandsexpansion bei Umsatz und operativem Ergebnis deutlich zu. Allerdings sank der Umsatz bei den Elektronikhändlern im Heimatmarkt auf gleicher Verkaufsfläche um fast 7 Prozent. Als Grund wurden die Jubiläums- und Fußball-EM-Aktionen im Vorjahreszeitraum genannt.
Die Baumarktkette Praktiker wies mit knapp 23 Prozent den höchsten Anstieg beim operativen Gewinn auf 50 Millionen Euro aus. Metro will im laufenden Jahr entscheiden, ob Praktiker verkauft wird. »Die laufen uns die Bude ein«, verdeutliche Körber das nach seinen Angaben rege Interesse von Finanzinvestoren. Eine weitere Möglichkeit für Praktiker wäre ein Börsengang. Auch der Verkauf der Textilkette Adler werde geprüft.

Artikel vom 03.08.2005