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Soldaten ohne
Pathos geschildert

Weltkriegsautor Heinrich gestorben

Dobel (dpa). Der Autor des Weltkriegsklassikers »Das geduldige Fleisch«, Willi Heinrich, ist tot. Der Schriftsteller starb nach Angaben seines Beraters bereits vor mehr als drei Wochen im Alter von 84 Jahren in einem Seniorenheim in Dobel (Baden- Württemberg).
Willi Heinrichs »Steiner« wurde von Hollywood verfilmt.

Das bekannteste Werk des gebürtigen Heidelbergers wurde in 20 Sprachen übersetzt und 1977 unter dem Titel »Steiner - Das Eiserne Kreuz« mit James Coburn, Senta Berger und Maximilian Schell in Hollywood verfilmt.
Heinrich musste als Soldat die Wirren und Gräuel des Zweiten Weltkrieges miterleben. In »Das geduldige Fleisch« verarbeitete er diese Zeit an der Ostfront von 1941 bis 1945 und schuf den literarischen Helden und tapferen Krieger Steiner. Als Unteroffizier kämpft dieser nicht nur für die zwecklose Eroberung einer russischen Fabrik, sondern auch gegen die Hierarchien der Wehrmacht. Das Buch, später auch in den USA ein Bestseller, wurde vor allem gelobt, weil Heinrich darin nach Ansicht der Kritiker den Soldaten ohne Pathos schildert.
Heinrich begann mit dem Schreiben zunächst vor allem nachts und in der Freizeit. Aufbauend auf dem internationalen Erfolg seines Debüts konnte er sich danach als freier Schriftsteller seinen weiteren Werken widmen. Insgesamt erreichten seine Bücher eine Auflage zwischen 30 und 40 Millionen Exemplaren weltweit.
Nicht nur den Krieg machte Heinrich zum Thema, er widmete sich in den 60er Jahren auch den damals literarisch unpopulären Themen Rassismus, Neonazismus und der Sexualität im Alter. Zu den bekannteren Romanen Heinrichs gehören »Die Gezeichneten«, »Geometrie einer Ehe« und das ebenfalls verfilmte Werk »Schmetterlinge weinen nicht«. Darin beschreibt der zurückgezogen lebende Autor die Liebe eines Mittfünfzigers zu einer 20-Jährigen.

Artikel vom 03.08.2005