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Gefahr eines Atomkriegs wächst wieder

Internationale Ärzte mahnen: Hiroshima darf nicht in Vergessenheit geraten


Bielefeld (WB/DS). Bis heute hält in Japan das Schweigen über die Atombomben von Hiroshima und Nagasaki sowie ihre schrecklichen Auswirkungen an. Die Ergebnisse der Untersuchungen von japanischen Strahlenopfern werden nur nach und nach zugänglich gemacht. Weltweit bedrohen uns aber heute immer noch mehr als 30 000 Atomwaffen.
Die deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) mit ihrer Vorsitzenden Angelika Claußen, Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie in Bielefeld, erinnert anlässlich des 60. Jahrestages daran, dass 5000 dieser Atomwaffen in ständiger Alarmbereitschaft gehalten werden. Sie seien innerhalb weniger Minuten zum Start bereit, falls die USA oder Russland glaubten, von dem anderen atomar angegriffen zu werden.
Die 1985 mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Organisation Internationale Ärzte, der in Deutschland 6000 und weltweit 200 000 Mediziner angehören, fürchtet, dass die Gefahr eines Atomkriegs wieder wächst. Die USA entwickelten neue Atomwaffen und hätten ihre Bereitschaft erklärt, Atomwaffen im Kampf gegen den Terrorismus auch im Erstschlag einsetzen zu wollen. Indien und Pakistan bedrohten sich im Kaschmir-Konflikt mit Atomwaffen und Israel habe seine Grenze mit nuklearen Sprengkörpern vermint.
Angelika Claußen und ihre Organisation mahnen, Hiroshima und Nagasaki dürften nicht in Vergessenheit geraten. Die Bomben sollten nicht nur den Überlebenden in Erinnerung bleiben. Ziel müsse die Entwicklung von Gesellschaften sein, die den Einsatz dieser Waffen ablehnten, »weil er ihrer Verantwortung für diese eine Welt in Freiheit und Humanität widerspricht«.
In diesem Zusammenhang erinnern die Ärzte auch daran, dass die USA auf deutschem Boden immer noch eine geheim gehaltene Zahl von Atombomben bereithielten, jede davon mit der fünffachen Sprengkraft der Hiroshima-Bombe ausgestattet. Laut einer Forsa-Umfrage verlangen 92 Prozent der Deutschen die Beseitigung dieser Waffen. Frieden könne nur von Menschen geschützt, von Massenvernichtungswaffen stets nur bedroht werden. Abschließend erklären die Ärzte: »Wir brauchen Volksvertreter, die hierzu klar Farbe bekennen und nicht solche, die - wie bisher - opportunistisch taktisch missachten, was 92 Prozent der Deutschen verlangen.«
Die Volkshochschule Bielefeld zeigt in Zusammenarbeit mit der IPPNW vom 4. September bis zum 1. Oktober in der VHS im Ravensberger Park eine Photoausstellung, die vom japanischen Verband der Überlebenden erstellt worden ist.
Die Ausstellung legt Zeugnis ab vom Jahrzehnte währenden Leid der »Hibakusha«, wie die Japaner die Überlebenden nennen, und vom Schrecken der Kernwaffen auf der ganzen Welt. Auf 40 erschütternden Bildtafeln werden die ungeheure Zerstörungskraft und die verheerenden Auswirkungen der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, aber auch die Folgen von Kernwaffentests der ehemaligen Sowjetunion oder auf dem Bikini-Atoll sichtbar gemacht.

Artikel vom 03.08.2005