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710 Stellen fallen weg

Drogeriemarktkette Ihr Platz beschließt Sozialplan

Osnabrück (dpa/WB/ef). Die angeschlagene Drogeriemarktkette Ihr Platz hat sich mit dem Betriebsrat auf einen Sozialplan geeinigt. Die Vereinbarung sehe vor, 710 Stellen zu streichen und so mehr als 8000 Arbeitsplätze zu sichern, teilte das Unternehmen gestern in Osnabrück mit.

Ursprünglich ging Ihr Platz von mehr als 900 Stellenstreichungen aus. Schon zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts solle das Unternehmen saniert sein, sagte Sankar Krishnan, Vorsitzender der Geschäftsführung. Ihr Platz hatte Ende Mai wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt.
Der Sozialplan sei ein Meilenstein des Restrukturierungsplans, nachdem schon in den vergangenen Wochen einvernehmliche Vereinbarungen mit der Gläubigerbank, Zulieferern, Vermietern und Warenkreditversicherern abgeschlossen wurden, teilte die Drogeriekette weiter mit. Die Investmentbank Goldman Sachs hatte Anfang Juni 7,5 Millionen Euro Kredit in das Unternehmen gepumpt, um Finanzierungslücken bei der Sanierung zu stopfen. »In weniger als zwei Monaten haben wir damit wesentliche Bausteine unseres Sanierungskonzeptes erreicht«, sagte Michael Keppel, für Finanzen und Personal zuständiger Ihr Platz-Geschäftsführer.
Laut Unternehmensangaben läuft das Geschäft »erfreulich«. Die Umsätze des zweiten Quartals lägen über denen der ersten drei Monate des Jahres. Für das erste Halbjahr werde von »stabilen Umsätzen« ausgegangen, die fast an die des ersten Halbjahres 2004 heranreichten. Genaue Zahlen wurden nicht genannt.
Das Unternehmen hatte im Juni ein umfassendes Sanierungsprogramm gestartet, das unter anderem die Schließung von etwa 80 Filialen vorsieht. »Die Region Ostwestfalen-Lippe ist von den Schließungen nicht betroffen«, sagte Ihr-Platz-Sprecher Mirko Wollrab. Zur Unternehmensgruppe gehören künftig 746 Drogerien. Zudem sieht der Plan vor, Prozesse in der Osnabrücker Hauptverwaltung zu straffen und damit 40 Stellen einzusparen. Anfang Juli hatte Ihr Platz angekündigt, für das Zentrallager in Osnabrück mehr als 100 Mitarbeiter einzustellen - wegen der geplanten Erweiterung des Lagers um 11000 Quadratmeter Fläche. Zuvor hatte das Unternehmen bekannt gegeben, im Rahmen des Sanierungsplans das zweite Zentrallager im hessischen Niederaula mit 210 Stellen zu schließen.
Ihr Platz geht auf die 1895 gegründete Osnabrücker Seifenfabrik Frömbling zurück. 2004 schrieb das Unternehmen rote Zahlen bei einem Umsatz von etwa 700 Millionen Euro.

Artikel vom 02.08.2005