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Sparkasse lässt Opfer
psychologisch betreuen

Polizeihund »Harko« stellt Räuber im Unterholz

Von Christian Althoff
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Nach dem brutalen Überfall auf die Sparkassenfiliale in Bielefeld-Altenhagen hofft die Kripo, dass der festgenommene Räuber heute sein Schweigen bricht und Hinweise auf seine Komplizen gibt. An dem Raub waren mindestens zwei weitere Männer beteiligt.

Es war kurz vor 9.00 Uhr, als gestern eine Frau aufgeregt in die Bäckerei Olsson an der Kafka-Straße in Altenhagen stürmte: »Ich glaube, die Sparkasse wird gerade überfallen!«, rief sie und zeigte auf die gegenüberliegende Straßenseite. Die Frau hatte im Foyer der Sparkasse am Geldautomaten gestanden, als sie durch die Tür beobachtete, wie der stellvertretende Filialleiter im Schalterraum von einem maskierten Mann bedrängt wurde.
Die Kripo rekonstruierte später, dass drei Männer gegen 6.30 Uhr durch ein Toilettenfenster in die Sparkassenfiliale eingestiegen waren. Dort passten sie zunächst einen Kurierfahrer (38) des Geldinstitutes ab, der Bankbelege abholen wollte. Sie fesselten seine Hände mit Kabelbindern und zogen diese so fest zu, dass der Mann Schnittverletzungen erlitt.
Als um 8.30 Uhr der stellvertretende Filialleiter (53) mit einer Kollegin (56) eintraf, wurden auch diese von den Räubern überwältigt. Polizeisprecher Friedhelm Burchard: »Die Täter schlugen auf ihre Opfer ein und verletzten sie an Kopf und Oberkörper.« Dann mussten die geschockten Sparkassenangestellten den Tresor öffnen und ihre Autoschlüssel herausgeben. Zwei Räuber flohen mit den Wagen ihrer Opfer, der dritte entkam zu Fuß. Kurz darauf kamen die Bankmitarbeiter aus der Filiale. Cornelia Tomassoni, Verkäuferin in der Bäckerei Olsson: »Ich habe einem der Männer seine Fesseln durchschnitten. Er blutete an den Handgelenken.« Sparkassensprecher Christoph Kaleschke erklärte später, man werde für eine umfassende psychologische Betreuung der Opfer sorgen, sofern sie das wünschten: »Schließlich steckt man so eine brutale Tat nicht so einfach weg.«
Die Polizei sperrte die Straßen rund um den Tatort und löste eine Großfahndung aus, an der mehrere hundert Beamte aus den sieben Behörden Ostwestfalen-Lippes, der Autobahnpolizei, der Einsatzhundertschaft, des Spezialeinsatzkommandos sowie der Fliegerstaffel beteiligt waren. Feuerwehr und DRK waren mit zahlreichen Kräften vor Ort, um die Verletzten zu versorgen und geschockte Augenzeugen zu betreuen.
Polizeihund »Harko« stellte schließlich unweit der Sparkasse im Unterholz jenseits der Altenhagener Stra0e einen der Räuber, einen alkoholisierten Polen (43). Der Mann wurde von »Harko« gebissen, als er sich nicht sofort ergab. Bei dem Täter, der sich auch gegen die Polizisten zur Wehr setzte, fanden die Beamten einen Teil der Beute sowie eine geladene Pistole und Munition.
Ungeklärt ist noch, wie die Männer zum Tatort gelangt sind. Die Polizei schließt nicht aus, dass ein vierter Komplize sie an der Sparkasse abgesetzt hat, um sie nach ihrer Flucht mit den Autos der Opfer an einem Treffpunkt wieder aufzunehmen. Der Tatort liegt nur etwa zwei Kilometer von der Autobahnauffahrt Ostwestfalen-Lippe entfernt.
Die Kripo prüft nun Parallelen zu anderen Banküberfällen. Allerdings wird die Vorgehensweise, nachts einzubrechen und auf die Angestellten zu warten, auch von anderen Banden praktiziert.

Artikel vom 03.08.2005