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Der Held im Heimatfilm

Rudolf Prack wäre heute 100 Jahre alt geworden

Von Irmgard Schmidmaier
Wien (dpa). Ob er so glücklich war mit seinem Image als »Backfisch-Schwarm« im deutschen Nachkriegsfilm, daran ließ Rudolf Prack manchmal Zweifel. Der charmante Wiener mit den traurigen Augen und dunklen Naturwellen feierte seine größten Erfolge tatsächlich in Filmen wie »Schwarzwaldmädel« oder »Grün ist die Heide«. Heute wäre er 100 Jahre alt geworden.

Selbst hat Prack stets seinen viel früheren Auftritt in »Mutterliebe« als wichtigste Rolle genannt, und Freunde vermuteten eine nie mehr erfüllte Sehnsucht fürs Theater. Prack war ein Idol wie aus dem Bilderbuch, der aufrechte, verlässliche Held, der auch ein bisschen spröde sein durfte. Er verkörperte Werte, die in der Nachkriegszeit zählten. Er war charmant und doch kein Spieler, warmherzig und doch dominant, ein Naturbursche, der auch Herr sein konnte und umgekehrt. Dabei war er in seinen Erfolgsstreifen nie der jugendliche Held: Prack war bereits 45 Jahre alt, als er in der Nachkriegszeit für das »deutsche Filmwunder« wichtig wurde, das die Kinobesucher mit Heimatfilmen in die heile Welt entführte.
»So wie er hätte der Papa ausgesehen, der aus dem Krieg nicht mehr zurückkam, der Ehemann, der Verlobte, der Mann, auf den so viele Frauen aus den dezimierten Jahrgängen nun verzichten mussten«, hieß es in einem Nachruf. Seine Herkunft verlieh ihm dazu jene menschliche Authentizität, die ihm zusätzliche Sympathien zuspielte.
Prack wurde als Sohn eines Postbediensteten in Wien geboren, noch als Jugendlicher verlor er den Vater. Nach der Schule absolvierte er eine Bankausbildung und arbeitete als Bankangestellter, um sich seinen großen Traum zu erfüllen: Er finanzierte sich selbst den Besuch des Reinhardt-Seminars in Wien. Der junge Schauspieler wurde von Intendant Hans Thiemig für sein erstes Engagement ans »Theater in der Josefstadt« geholt.
Bald führten ihn erste Rollen zum Film, rasch kam der Erfolg: An der Seite von Käthe Dorsch spielte er 1937 in Gustav Ucickys »Mutterliebe« und konzentrierte sich von da an ganz auf dieses Medium. Es folgten schnell aufeinander während der Kriegsjahre »Der liebe Augustin«, die Ebner-Eschenbach-Verfilmung »Krambambuli« oder »Reise in die Vergangenheit«.
In der Nachkriegszeit wurde er auf den charmanten Frauenschwarm festgelegt und spielte Hauptrollen in mehr als 80 Filmen von »Ferien vom Ich« bis »Kaiserwalzer«. Das Medium Fernsehen konnte er nie so ganz für sich nutzen. Zwar fand er in »Kurier der Kaiserin« oder »Zum blauen Bock«, vor allem aber in Serien wie »Landarzt Doktor Brock« ein treues Publikum. Doch der stets latent gehegte Wunsch zum Image-Wechsel gelang ihm auch in diesem Medium nicht. Eine große späte Befriedigung brachten dem Leinwand-Senior seine Auftritte in der Serie »Ringstraßenpalais«. In fünf Folgen war Prack zu sehen, bevor er am 2. Dezember 1981 im Alter von 76 Jahren starb.
Privat galt er eher als zurückgezogen, sammelte alte Uhren und genoss als großer Tierliebhaber die Lektüre von »Brehms Tierleben« oder Wilhelm Busch. Prack war zwei Mal verheiratet, hatte drei Kinder, und genoss seine täglichen Ausflüge in den Wienerwald.

Artikel vom 02.08.2005