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Bei der Feuerwehr brennt's

Löschgruppen verlieren in fünf Jahren 3000 Mitglieder

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Die Freiwilligen Feuerwehren haben tagsüber zunehmend Probleme, genügend Brandbekämpfer zu Einsätzen zu schicken. Gründe sind der Mitgliederschwund und die mangelhafte Bereitschaft von Firmen, Mitarbeiter freizugeben, wenn sie alarmiert werden.

In den letzten fünf Jahren sei die Zahl der freiwilligen Feuerwehrleute zwischen Rhein und Weser um 3000 gesunken, sagte der Sprecher des Landesfeuerwehrverbandes NRW, Wolfgang Hornung, gestern dieser Zeitung. Die Feuerwehren hätten nur noch 80 000 Brandbekämpfer im aktiven Dienst. Die Tagesalarmsicherheit zu gewährleisten, sei schwieriger geworden, erklärte Hornung: »Um genügend Männer vor Ort zu haben, werden mehrere Löschgruppen gleichzeitig und notfalls auch Nachbarfeuerwehren alarmiert.« Das Problem trete besonders in Pendlergemeinden in Ostwestfalen-Lippe und im Münsterland auf. Wer aus kleineren Orten zur Arbeit in die Großstädte fahre, habe einen weiten Weg zurück und werde oft vom Arbeitgeber nicht freigestellt.
»Die Wirtschaftskrise schlägt auf die Tagsverfügbarkeit der freiwilligen Feuerwehren durch«, sagte Regierungsbranddirektor Karsten Weber. Die Unternehmen im Regierungsbezirk Detmold hätten keine Mitarbeiter über, die für Feuerwehreinsätze abgestellt werden könnten. Das Innenministerium habe an die Arbeitgeberverbände appelliert, den Feuerwehrleuten unter der Belegschaft die Fahrt zum Einsatz zu ermöglichen. Auch die Landräte und Bürgermeister würden vor Ort um Verständnis werben.
Deutschlands Feuerwehr zählt 1,1 Millionen Mitglieder, zu den 80 000 aktiven Brandbekämpfern in NRW kommen 10 000 Mitglieder der Berufs- und 3000 Mitglieder der Werksfeuerwehr. Größte Feuerwehr im Regierungsbezirk Detmold ist Bielefeld mit 800 freiwilligen und 220 hauptamtlichen Männern und Frauen. Für die freiwillige Feuerwehr sei es schwerer geworden, in acht Minuten mit zehn Mann an der Brandstelle einzutreffen und weitere sechs in den folgenden fünf Minuten herbeizuschaffen, sagte der stellvertretende Amtsleiter der Bielefelder Feuerwehr, Rainer Kleibrink: »Wo vor zehn Jahren nur eine Löschgruppe alarmiert wurde, sind es jetzt zwei, drei Abteilungen.« Städte mit hauptamtlichen Feuerwehrleuten im Rücken seien besser dran als kleine Kommunen. Um Lücken zu schließen, gingen Verwaltungen dazu über, neuen Mitarbeitern die Mitgliedschaft in der freiwilligen Feuerwehr ans Herz zu legen.
Mut macht den Brandbekämpfern die Entwicklung der Jugendabteilungen. In Nordrhein-Westfalen ist die Mitgliederzahl auf fast 20 000 angestiegen, darunter sind 3000 Mädchen. Die Werbung für die Feuerwehr zahle sich aus, erklärte Wolfgang Hornung. Allerdings: »Wenn der Wechsel in den aktiven Dienst bevorsteht, schrecken nicht wenige junge Leute davor zurück.«

Artikel vom 02.08.2005