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Kommentar
Rückschlag im Sudan

Eher Krieg als Frieden


Sudan auf der Kippe. Das vor 49 Jahren in die Unabhängigkeit entlassene größte Land Afrikas hat doppelt so viele Kriegs- wie Friedensjahre erlebt. Der Unfalltod des gerade ernannten Vizepräsidenten John Garang aus dem christlichen Süden lässt das Schlimmste befürchten.
Der Hubschrauberabsturz, acht Flugstunden fern der Hauptstadt, dürfte nie restlos geklärt werden. Selbst wenn »nur« technisches Versagen zum Absturz geführt hat, was gut möglich ist, gibt es jetzt drei Varianten des Unfriedens:- blutige Rivalitäten im Süden oder- Neubeginn des nach 21 Jahren gerade beendeten Bürgerkriegs oder- Verweigerung der Abstimmung über die Unabhängigkeit des Südens durch die Islamisten in Khartum.
Für Deutschland steht viel auf dem Spiel: Die Bundeswehr ist gerade dabei, 150 Soldaten (später mehr) zur Überwachung des Friedens in die schier unregierbare Region zu senden. Der Völkermord in Darfur bliebe ungesühnt. El Kaida könnte wieder unterschlüpfen. Deutschland, EU und USA müssten den beschlossenen Einsatz von drei Milliarden Euro Aufbauhilfe zurückstellen. Und das größte Eisenbahnprojekt Afrikas, von einem Sohn Garangs mit deutschen Firmen geplant, wäre geplatzt.
Reinhard Brockmann

Artikel vom 02.08.2005