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»Ich stehe bereits da, wo
andere hinlaufen müssen«

Der 36-jährige Detlev Dammeier ist eine feste Größe beim DSC

36 Jahre und kein bisschen fußballmüde: Detlev Dammeier ist auch in seiner sechsten Saison beim Fußball-Bundesligisten Arminia Bielefeld allererste Wahl. Wenn an diesem Samstag in Bremen das 14. Erstligajahr der Ostwestfalen angepfiffen wird, steht der DSC-Routinier auf dem Platz - natürlich im linken defensiven Mittelfeld, auf »seiner Position«.

Dort hat der Routinier in einer neu formierten Bielefelder Mannschaft sogar weiter an Wert gewonnen - als möglicherweise einziger Spieler in einem völlig neu formierten Bielefelder Mittelfeld. In seiner möglicherweise letzten Saison als Fußballprofi bietet sich ihm jetzt tatsächlich auch noch einmal eine neue Herausforderung: Zum ersten Mal in seiner Zeit bei den Ostwestfalen darf Dammeier den Klassenerhalt verteidigen.
Ein zweites Jahr in Folge im Oberhaus - das war dem gebürtigen Stadthagener bislang am Teuto noch nicht vergönnt gewesen. Umso energischer will er mithelfen, den Bielefeldern dieses wertvolle Gut, die Erstligazugehörigkeit, zu erhalten - trotz der Ausfälle von Rüdiger Kauf und Petr Gabriel. »Dass beide fehlen, trifft uns natürlich schwer, gerade mit Blick auf die Zweikampfwerte, die sie für uns normalerweise einbringen. Jetzt müssen wir sehen, dass wir das als Mannschaft gut auffangen.«
Eingestellt ist der Routinier erneut auf ein Jahr am Limit. Klassenerhalt oder nicht: Das ist für einen kleinen Verein wie Arminia Bielefeld nicht bis ins Detail planbar. Dazwischen liegt eben nicht sehr viel: ein bisschen Glück, ein bisschen Pech, zwei Mal Pfosten oder drin - es sind die vielen Kleinigkeiten, die im Endeffekt den großen Unterschied ausmachen. Detlev Dammeier setzt darauf, dass alle Spieler des Arminiaaufgebots ihre Stärken zum Wohle des Ganzen einsetzen: »Es wird sicherlich wieder eine schwere Saison für uns. Jedem muss klar sein, dass wir den Klassenerhalt nur mit hundertprozentigem Einsatz und Leistungsfähigkeit erreichen können.«
Die Grundlagen seien jedoch gelegt: »Wir haben qualitativ eine gute Mannschaft. Aber wir müssen jetzt sehen, wie die einzelnen Teile zusammenpassen. Schließlich haben wir vier, fünf Neue in der ersten Aufstellung. Das ist schon ein gravierender Schnitt.« Da hilft auch keine Erfahrung und auch nicht die geballte Routinie von mehr als 500 Einsätzen in den beiden deutschen Profiligen: Detlev Dammeier will sich vor einer ersten Einschätzung noch etwas Zeit lassen. Er will sehen, wie Arminia die ersten Schritte in die neue Saison gelingen. Dammeier: »Vielleicht sind wir in der Pokalpause nach den ersten beiden Spieltagen schon ein bisschen schlauer. Aber normalerweise braucht man um die zehn Spiele, um wirklich absehen zu können, wohin die Reise geht.« Wichtig sei es, auf jeden Fall geduldig zu bleiben. »In der Vorsaison hatten wir auch nach vier Spielen erst zwei Punkte und sind dennoch nicht in Panik verfallen.«
Wohin für ihn persönlich die Reise geht, lässt er bewusst offen. »Ich weiß ja gar nicht, ob Thomas von Heesen mich überhaupt aufstellt«, sagt er, weiß aber ganz genau, dass sein Trainer fest auf ihn baut. Ob Dammeier allerdings im Herbst wirklich bei jenem Trainerlehrgang erscheint, zu dem er bereits angemeldet ist, darauf will er sich nicht festlegen. Möglicherweise bekommt er ein paar Tage frei, möglicherweise verschiebt er den Lizenzerwerb auf einen späteren Zeitpunkt. Dammeier verfährt dabei wie auf dem Spielfeld: Er lässt die ganze Sache auf sich zukommen.
Im Arminiakader ist er mit Abstand der erfahrenste Spieler: »Wo andere auf dem Platz hinlaufen müssen, da stehe ich bereits«, hat er schon oft lächelnd gesagt. In der Tat ist es sein Stellungsspiel, das ihm im Mittelfeld oft den entscheidenden Vorteil im Kampf um den Ball liefert.
Rat und Tat der Fußballprofis sind in Bielefeld aber nicht nur auf dem Platz, sondern außerhalb gefragt. Längst hat sich der ehemalige Wolfsburger beim DSC Arminia zu einer zentralen Führungspersönlichkeit entwickelt. Als Mitglied des Mannschaftsrates ist er nicht nur gefragt, sondern sehr geschätzt. Dabei ist Dammeier keineswegs der Spieler mit den häufigen Wortmeldungen, seine Meinung sagt er dennoch gern, aber er gibt sie lieber gezielt. Und deshalb wird diese Saison ganz bestimmt nicht seine letzte bei den Bielefeldern bleiben, selbst wenn er die aktive Fußballzeit ausklingen lässt. Dammeiers Erfahrung sollten bei Arminia noch lange gefragt sein. Hans Peter Tipp

Artikel vom 05.08.2005