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Opposition geht von Bord

Ullrich/Pevenage-Fraktion bestimmt T-Mobile-Politik

Bonn (dpa). Die Opposition geht - T-Mobile wird immer mehr zum Jan Ullrich-Team.
Mit Erik Zabel sucht der zweitgrößte Fan-Magnet, der als Gegenentwurf zu Ullrich das ganze Jahr professionelle Präsenz zeigt, das Weite. In diesem Jahr musste Zabel zum ersten Mal nach zwölf Jahren auf die Tour de France verzichten, um die Kreise des Kapitäns nicht zu stören. Daraus zog der 35-Jährige die Konsequenz und heuerte im Ausland an - genau wie Alexander Winokurow. In Zukunft will der als Kapitän von Liberty Seguros selbst auf den Toursieg zusteuern.
Dazu geht zum Saisonende Team-Manager Walter Godefroot in Rente. Mit seinem Abgang dürfte Ullrich-Intimus Rudy Pevenage, der vor einer Vertragsverlängerung mit T-Mobile steht, wieder an Einfluss gewinnen. Je nach Standpunkt könnte die neue Politik im Team als fast fahrlässige Einseitigkeit oder Konzentration der Kräfte gewertet werden.
Zabel nahm am Sonntag in Hamburg nach 13 Jahren und 192 Profisiegen im Magenta-Trikot Abschied von T-Mobile. Seinen neuen Arbeitgeber nannte er noch nicht. Wahrscheinlich fährt Zabel die letzten drei Jahre seiner Karriere an der Seite des italienischen Sprinters Alessandro Petacchi bei Domina Vacanze. Sein neues Team habe ihm die Tour-Start-Garantie zugesichert, erklärte Zabel.
Der neue Manager Olaf Ludwig ist in einer Zwickmühle. Er muss die Ansprüche Ullrichs sichern, gleichzeitig in die Zukunft investieren für die Zeit nach dem Karriere-Ende des Toursiegers von 1997, und er muss möglichst noch Ersatz für die Abgänger besorgen. Das für Zabel und Winokurow gesparte Geld - geschätzte drei Millionen pro Jahr - könnte laut Ludwig reinvestiert werden. Aber der Markt ist fast leer. »Wir sind noch dran an neuen Leuten«, sagte der einstige Zabel-Lehrmeister Ludwig. Der Steinhagener Jörg Ludewig soll, wie berichtet, auch zu den Wunschkandidaten zählen.
Die bereits verpflichteten Fahrer können sich sehen lassen. Aber der Zeitfahr-Weltmeister Michael Rogers (Australien) und Deutschland-Tour-Gewinner Patrik Sinkewitz aus Fulda sind in erster Linie der Rundfahrer-Fraktion gutzuschreiben und damit wohl nicht mehr als Ullrich-Helfer.

Artikel vom 02.08.2005