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Der Trend verspricht Spannung

Formel 1: Michael Schumacher und Kimi Räikkönen werden wieder mutig

Budapest (dpa). Michael Schumacher und Kimi Räikkönen schöpfen neue Hoffnung im Titelrennen. Nach Fernando Alonsos Nullnummer auf seiner Paradestrecke Hungaroring haben sich die Chancen der beiden Verfolger trotz ihres immer noch großen Rückstands auf den spanischen WM-Spitzenreiter schlagartig verbessert.

Das zuletzt eher lahmende Ferrari-Pferd (»cavallino rampante«) kommt wieder auf Trab. McLaren- Mercedes ist schon seit Monaten in Punkto Geschwindigkeit das Maß aller Dinge. Da Renault zu schwächeln beginnt, spricht alles für ein spannendes Saisonfinale in der Formel-1-Weltmeisterschaft.
So sehr wie nach dem Großen Preis von Ungarn bejubelte Schumacher einen zweiten Platz schon lange nicht mehr. Erstmals seit Imola und damit einem Vierteljahr war der Rekordchampion wieder aus eigener Kraft ansatzweise siegfähig. »Der Trend geht in die richtige Richtung. Wir müssen diese Entwicklung in den nächsten Rennen bestätigen«, sagte Schumacher, der gestern seinen zehnten Hochzeitstag feierte.
»Grazie Schumacher«, bedankte sich die »La Gazzetta dello Sport« in die ihrer Montags-Ausgabe bei dem Deutschen. »Schon mit der Pole hatte er der Formel 1 einen Sauerstoff-Schub versetzt.« »Libertà« glaubt schon an »Schumis Wiedergeburt.«
Statt wie die Kollegen nun die kurzen Sommerferien zu genießen, konzentriert sich der Kerpener mit aller Kraft auf den nächsten Grand Prix in der Türkei in drei Wochen. »Bei uns wird das Wort Urlaub sehr klein geschrieben«, meinte er. »Wir sind das einzige Team, das die Reifen weiterentwickeln kann. Wir können uns deshalb keine Pause gönnen.« Vier Tage lang testet Ferrari-Ersatzpilot Luca Badoer seit gestern in Monza in erster Linie Reifen.
Anders als nach den jüngsten Pleiten befürchtet, haben die Pneus Ferrari trotz der Gluthitze in Budapest nicht völlig im Stich gelassen. »Die Reifen sind besser geworden«, lobte Schumacher den zuletzt schwer unter Beschuss stehenden Partner Bridgestone. Technik-Direktor Ross Brawn strich die Fortschritte heraus und hofft auf ein Happy End: »Wenn wir so weiter machen, können wir ein starkes Saisonende haben.«
Noch mehr Grund zum Optimismus hat McLaren-Mercedes. »Die WM ist wieder in Sichtweite«, konstatierte Teamchef Ron Dennis. Ungewohnt kecke Töne schlug Ungarn-Sieger Räikkönen an: »Die Titelchancen sind viel besser als vor diesem Grand Prix. Vielleicht können wir den Rückstand in den nächsten beiden Rennen aufholen und dann versuchen, sie einzufangen.« Immerhin 26 Punkte liegt der Finne (61) hinter Alonso (87). Bei Schumacher (55) sind es 32 Zähler. »Das sind noch Welten«, urteilte jedoch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.
»Räikkönens überzeugender Sieg bringt ihn wieder in die Umlaufbahn von Fernando Alonso«, schrieb die englische Zeitung »The Telegraph«. Doch um erstmals seit Mika Häkkinens Doppel-Triumph 1998/99 wieder den Weltmeister zu stellen, müssen die Silbernen noch eine Schwäche abstellen: Zahlreiche Ausfälle wegen technischer Defekte haben sie nicht nur mindestens vier Siege gekostet, sondern auch die WM-Spitze.
Auch wenn McLaren-Mercedes und Ferrari Oberwasser bekommen haben, blieben die Renault-Rivalen ruhig. »Unter normalen Umständen wären wir konkurrenzfähiger gewesen. Deshalb können wir zuversichtlich in die nächsten Rennen gehen«, sagte Alonso. Allerdings zeigte sich, dass die Blauen in Ungarn im Training und im Rennen erstmals sichtlich schwächer als die silberne und rote Konkurrenz waren. Renault-Teamchef Flavio Briatore kündigte kämpferisch an: »Wir nutzen die dreiwöchige Pause, um das Auto weiterzuentwickeln und mit frischen Kräften in Istanbul anzutreten.«

Artikel vom 02.08.2005