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Museumsinsel Berlin

Nofretete macht den Anfang


»Erst kommt das Fressen und dann die Moral«. Bertold Brechts derbe Erkenntnis bestätigt, wer auf das neue Berlin mit prächtigen Regierungs- und Wirtschaftsbauten schaut. Erst jetzt ist das Weltkulturerbe »Museumsinsel« an der Reihe.
Bis 2015 wird die Regie der Kräne und stets zu knappen Gelder andauern. Dann aber, und das bestätigt der Direktor des Pariser Louvre, bietet Berlin in Europa Einzigartiges. 6000 Jahre europäische Kulturgeschichte in faszinierender Dichte auf historischem Boden. Nicht auszudenken, wenn es bis dahin gelänge, an der Stelle des Republik-Palastes das ersehnte Humboldt-Forum zu bauen. Die außereuropäische Kunstgeschichte, bislang in Dahlem, könnte einen weiteren Glanzpunkt setzen.
Nofretete, die kleine große Ägypterin, macht mit ihrem Umzug zunächst ins Alte Museum den Anfang. Fast möchte man sich bei ihr entschuldigen angesichts der absehbaren Dauerbaustelle. Aber Gemach.
Das Modell mit dem einen ausgeführten Auge hatte im alten Ägypten seinen Platz inmitten eines geschäftigen Ateliers als Musterstück für angehende Kunsthandwerker. Deshalb wird Berlins Mona Lisa mit wissendem Blick die kommenden Verschönerungen verfolgen. Reinhard Brockmann

Artikel vom 03.08.2005