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Leitartikel
Weltjugendtag

Kampagne gegen
Köln


Von Jürgen Liminski
Die Kanonade von Köln hat begonnen. In der Mediengesellschaft geschieht das nicht mit Geschützen, es gilt das geschriebene und gesendete Wort. Diesmal richtet es sich gegen den Logos des Glaubens, der sich im Weltjugendtag von Köln und der Präsenz des Papstes in der Domstadt manifestieren wird.
Meistens zu Ostern oder Weihnachten versucht der »Spiegel« den Ton des antichristlichen Orchesters anzugeben. Mit einem erstaunlich primitiven Artikel gegen den Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, schwingt man die Keulen des Fundamentalismus, des Ewig-Gestrigen-Vorwurfs, der angeblichen Dummheit oder kindlichen Einfalt der Gläubigen, allen voran des Kardinals, und der vermeintlichen Machtgeilheit der Kirchenfürsten, unter der das Volk der Katholiken zu leiden habe. Andere Blätter malen mühevoll den Geist der illegalen Einwanderung an die Wand, um das Treffen Mitte August in Misskredit zu bringen.
Es sind vor allem deutsche Kanonen, die da böllern. Das liegt nicht nur am Ort des Ereignisses, es hat auch mit der deutschen Medienlandschaft und dem politischen Umfeld zu tun.
Zwei Drittel der deutschen Journalisten bekennen sich als linksgerichtet. Man darf annehmen, dass die Mehrheit von ihnen kirchenfern, wenn nicht sogar atheistisch ist. Sie fürchten wohl, dass das Ereignis den C-Parteien helfen könnte. Die Furcht ist unbegründet. Kardinal Meisner hat mehr als einmal den C-Parteien Fähigkeit und Legitimität abgesprochen, im Namen des Christentums auftreten zu können.
Der Weltjugendtag in Köln verfolgt ebenso wenig wie seine zwei Dutzend Vorläufer rund um den Globus politische Absichten. Auch wenn es zahlenmäßig eine machtvolle Demonstration werden sollte, es geht nicht um Macht, sondern um die Freude am Glauben, um die Verbundenheit im Geist der Freundschaft. Das können kirchenfeindliche Redakteure, die nur in den Kategorien der Macht denken, nicht verstehen.
Hinter den Böllerschüssen verbirgt sich aber auch ein Stück Angst vor diesem Papst. Die intellektuelle Brillanz von Benedikt XVI. überragt das Wissen, die Sarkasmen und Skeptizismen der Medienleute um etliche Längen.
Seine Diagnose unserer heutigen Lage - »der Kern der Krise ist der Verzicht auf die Wahrheit« - trifft vor allem auf viele Politiker und ihre publizistischen Hilfstruppen zu. Ihre »moralische Selbstermächtigung« (Lübbe) hat jedes geistige Ordnungsgefüge relativiert und erschüttert. Sie fürchten den Mann aus Rom, der ihnen den Spiegel der Wahrheit vorhalten könnte. Etwa, dass ihr Relativismus und Individualismus zur Entsolidarisierung der heutigen Ich-Gesellschaft beigetragen hat.
Insofern ist die Kanonade von Köln logisch aber auch entlarvend, denn wertorientierte Ereignisse wie der Weltjugendtag lassen den Pegel der Liebe und Solidarität steigen. Und die Jugendlichen um den Papst können, trotz des Donners, wie weiland Goethe vor Valmy sagen: Dies ist ein historisches Ereignis und wir sind dabei gewesen.

Artikel vom 04.08.2005