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Tageszeitung geht künftig auch »ins Ohr«

Soziales Projekt »Hörzirkel« startet

Von Elke Wemhöner
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Sehbehinderte und Pflegebedürftige können per CD die Berichterstattung in den Bielefelder Tageszeitungen verfolgen. Der »Hörzirkel« startet heute den kostenlosen Service.

Im Juli begann die »Warmlaufphase« - ab heute gilt es: Per Fahrradkurier werden die »Hörzirkel«-CDs ausgeliefert. Täglich neu, allerdings einen Tag später als das druckfrische WESTFALEN-BLATT. »Menschen, die nicht selbständig lesen können, nehmen damit am aktuellen Tagesgeschehen teil«, sagt Initiator Franz Schaible, Geschäftsführer der Stiftung Solidarität.
Das Angebot richte sich an Menschen, die nicht selbständig die Zeitung lesen können. Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste können es ebenso anfordern wie Angehörige. Projektleiterin Nina Lardy besucht private Interessenten dann zu Hause, um sich davon zu überzeugen, dass die Voraussetzungen erfüllt sind. Denn der kostenfreie »Hörzirkel« wird aus Spenden finanziert.
»Es ist gar nicht so einfach, lesefähige Menschen zu finden«, berichtet Nina Lardy. Sie sollen nicht nur eine angenehme Stimme haben, sondern müssen die Texte auch gut »rüberbringen«. Das Bielefelder Projekt arbeitet mit bis zu zehn Ein-Euro-Kräften und vier ABM-Kräften aus dem Schwerbehinderten-Bereich Weitere lesefähige Mitstreiter sind noch willkommen.
Vier Leseplätze stehen den Mitarbeitern im Torhaus des GAB-Geländes an der Meisenstraße zur Verfügung. Im großen Büroraum nebenan wird alles koordiniert Und diese Arbeit ist aufwändig: zum Einen, weil täglich Artikel gesichtet und zum Vorlesen vorbereitet werden müssen. Zum Anderen, weil auch für den reibungslosen Vertrieb einiges zu organisieren ist. Es gilt, ausreichend CD-Kopien bereit zu halten, die Routen für die Fahrradkuriere zu erstellen und dafür zu sorgen, dass die wieder verwertbaren CDs wieder zurückkommen. Der Kurier, der die neue Hörzirkel-Ausgabe bringt, nimmt die alte wieder mit. Und Hörer-Hinweise und -Wünsche wollen auch berücksichtigt sein.
Doch zurück zum Anfang, zur morgendlichen Arbeit von Nina Lardy und ihrem Team. Nach einem Schema, dass nach Befragung der künftige Abonnenten ausgearbeitet wurde, erfolgt die Artikel-Auswahl. »Die Rubrik ÝMenschen in unserer StadtÜ wird dazu gehören, Theater-Rezensionen, Aktuelles und Hintergrundberichte«, umreißt die Projektleiterin die Auswahl aus dem WESTFALEN-BLATT. Gefragt seien auch Familien-Nachrichten.
Da auf einer CD 52 Stunden Lesezeit gefüllt werden können, bietet der »HörzirkelÜ zusätzlich Kurzgeschichten an. Das Einverständnis des Autors wird vorab eingeholt. Ist der Verfasser mehr als 70 Jahre tot, sind seine Werke kostenlos nutzbar. »Diesem Bereich können wird noch weiter ausbauen«, meint Franz Schaible und betont dann , dass es in erster Linie um lokale Ereignisse, Nachrichten und Bericht gehen soll.
Wer sich für das Hörzirkel-Angebot interessiert, kann unter Tel. 29 96 217 mehr erfahren und auch eine Hörprobe bestellen.

Artikel vom 01.08.2005