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EM mit Beigeschmack
Fair
geht
vor
Von Oliver Kreth

Titel Nummer 21 für die deutsche Equipe, Silber für Hubertus Schmidt im Einzel: eine wirklich gute nationale Bilanz der 22. Dressur-Europameisterschaften.
Ein Lob verdienen sich auch die Veranstalter. Innerhalb von nur drei Wochen schaffte das Team um Ullrich Kasselmann würdige Bedingungen für ein Championat, nachdem den organisatorisch und finanziell überforderten Russen kurzfristig die Ausrichtung der Titelkämpfe in Moskau entzogen worden waren.
Etwas die Contenance verlor am Samstag die spätere Europameisterin und Olympiasiegerin Anky van Grunsven. Der Poch-Hammer hatte die Niederländerin unerwartet getroffen.
Nun ist es wirklich wichtig, Fehlverhalten aufzudecken. Doch die Veröffentlichung über strittige Trainingsmethoden so kurz vor der EM, wo erstmals seit 1963 wieder eine Niederlage im Team-Wettbewerb drohte, hat doch einen unangenehmen journalistischen Solidaritätsbeigeschmack.
Denn genauso berechtigt wie die Aufdeckung ist die Frage: Wenn es stimmt, warum erst jetzt? Denn neu soll das Thema ja nicht sein: Neben Sporenstich und Gertenhieb, Reißen im Maul oder Strafexerzieren stand jetzt vor allem eine Gepflogenheit in der Kritik, die für Außenstehende nur schwer zu beurteilen ist, von Fachleuten aber als tierschutzwidrig angesehen wird: das »Aufrollen« des Pferdehalses.
Nach der EM wollen sich Gremien zusammensetzen und einen Verhaltenskodex verabschieden. Warum nicht eher, den van Grunsven, Martin Schaudt und Isabell Werth sind schon 2004 auffällig geworden? Dann hätte diese EM keinen Beigeschmack.

Artikel vom 01.08.2005