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Vatikan akzeptiert
Belehrung nicht

Streit mit Israel verschärft sich

Rom (dpa). Der Streit zwischen Israel und dem Vatikan um jüngste Äußerungen von Papst Benedikt XVI. zum Terrorismus hat sich am Freitag erheblich verschärft.
Tel Aviv vermisst Wort von Papst Benedikt XVI. zum Terror in Israel.
Nach erneuter Kritik aus Israel hieß es in einer Erklärung in Rom, der Vatikan könne in dieser Frage »keine Belehrungen akzeptieren«. Zugleich warf Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls Israel vor, in seinen Reaktionen auf Terroranschläge internationales Recht zu verletzen. In Rom hieß es am Freitag, der Konflikt drohe den Besuch des Papstes beim Weltjugendtag in Köln Mitte August zu überschatten. Dann will das aus Deutschland stammende Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche auch eine Synagoge besuchen.
In dem anhalten Streit hatte Israel zunächst kritisiert, dass Benedikt beim Sonntagsgebet zwar die Terroranschläge in Großbritannien, Ägypten, im Irak und der Türkei verurteilt hatte, Anschläge in Israel dabei aber nicht erwähnte. Das israelische Außenministerium bestellte darauf den apostolischen Nuntius ein.
In der neusten Vatikanerklärung heißt es, man könne aus mehreren Gründen nicht jeden Anschlag auf Israel erwähnen. Zu diesen Gründen zähle auch, dass »die israelischen Reaktionen nicht immer mit den Normen des internationalen Rechts vereinbar sind«. Wörtlich heißt es weiter: »Es wäre daher unmöglich, das erste (den Terrorangriff) zu verurteilen und das zweite (die israelische Vergeltung) stillschweigend zu übergehen.«
Israel und der Vatikan unterhalten seit 1993 diplomatische Beziehungen. Vor allem der im April gestorbene Papst Johannes Paul II. hatte sich für eine Versöhnung der katholischen Kirche mit den Juden eingesetzt. Bei einem Besuch in Jerusalem im Jahr 2000 hatte er um Vergebung für die Judenverfolgungen gebeten. Im israelisch- palästinensischen Konflikt hat der Vatikan stets auch das Heimatrecht der Palästinenser betont.

Artikel vom 30.07.2005