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OWL-Wohnungsmieten sinken

Gesellschaften kämpfen besonders im Norden der Region mit Leerständen

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Wohnen wird in Ostwestfalen-Lippe billiger. Bei den 31 in der OWL-Wohnungswirtschaft zusammengeschlossenen Wohnungsgesellschaften ging die mittlere Quadratmeter-Miete im vergangenen Jahr erstmals seit Ende des Zweiten Weltkrieges zurück.

Nach Angaben Norbert Müllers, Chef der Bielefelder Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft BGW, rutschte die Netto-Kaltmiete in den Häusern der OWL-Wohnungsgesellschaften von 4,07 auf 3,99 Euro je Quadratmeter. Damit liege sie noch immer über dem Niveau von 2001 und davor.
Parallel zum Mietpreis-Rückgang steht, so Müller am vergangenen Freitag, auch in OWL immer mehr Wohnraum leer. Binnen eines Jahres habe sich die Quote der Wohnungen, die aktuell nicht vermietet werden können, von 1,63 auf 2,1 Prozent erhöht. Einschließlich der Häuser, die renoviert werden, standen sogar 2,9 von 100 Wohnungen leer.
Prekär ist die Lage teilweise im nördlichen Teil Ostwestfalens. In Espelkamp etwa beträgt die Leerstandsquote 6,8 Prozent. Ähnlich seien die Verhältnisse im gesamten Kreis Minden-Lübbecke. Dabei kann nach Angaben Müllers »schon eine Quote von dauerhaft fünf Prozent die Existenz eines Wohnungsunternehmens gefährden«. Noch weit höher als in OWL und damit existenzgefährdend für die Wohnungswirtschaft seien die Leerstände in einigen NRW-Städten (Wuppertal, Duisburg) sowie in weiten Teilen Ostdeutschlands.
Als Grund für die Vermietungsprobleme nannte Müller das verbreitete Gefühl der Menschen, sparen zu müssen. Junge Leute überlegten es sich zwei Mal, ob sie von Zuhause, dem »Hotel Mama«, ausziehen. Und Ältere bevorzugten, wenn familiäre Verhältnisse nichts Anderes erzwingen, bei einem notwendigen Umzug kleine und billigere Wohnungen.
Trotzdem können sich nach Auffassung Müllers Investitionen in den Wohnungsbau noch lohnen. Die Neubauten müssten nur zielgruppengerecht etwa auf ein Senioren-Publikum abgestimmt sein: »Bei betreutem Wohnen sind durchaus auch in OWL Netto-Kaltmieten von 8,50 Euro je Quadratmeter zu erzielen.«
Der Bestand der in der Gruppe zusammengeschlossenen Genossenschaften und kommunalen Gesellschaften erhöhte sich vor allem durch Neuaufnahmen (Handwerksbau Dortmund, Detmolder Wohnungsbau) von 59 500 auf 62 000. 28,9 (Vorjahr: 24,5) Millionen Euro investierten die Unternehmen in Neubauten. Weitere 85,0 (88,6) Millionen Euro flossen in Renovierungsmaßnahmen. Damit sicherte die OWL-Wohnungswirtschaft nach eigenen Angaben 1700 Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft. Das vor einigen Jahren begonne Bauträgergeschäft für den privaten Wohnungsbau kam dagegen zum Erliegen.
Kritisch äußerte sich Berthold Prunzel, Geschäftsführer der Ravensberger Heimstättengesellschaft (Bielefeld), über den von der Europäischen Union geforderten Energiepass. Durch die vorgezogene Bundestagswahl habe sich die Unsicherheit über die Rahmenbedingungen noch verstärkt. Der Einführungstermin 4. Januar 2006 sei kaum noch zu halten. Prunzel rechnet mit einer Verschiebung. Er plädiert für eine verbrauchsbezogene Ermittlung des Energiebedarfs. Die Kosten für die alternative, sich unter anderem an den Dämmwerten des Gebäudes orientierende Berechnung beliefen sich sonst auf das Zwanzigfache.
www.wohnen-owl.de

Artikel vom 30.07.2005